Denkschrift im Turmknopf

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Denkschrift im Turmknopf

 

Die Aufstellung des Turmknopfes und Kreuzes durch den Klempner Friedrich Breuer nebst Sohn aus Zittau, die Eintragung der Glocken in den Turm und die feierliche Einweihung der Kirche zu Ehren der allerheiligsten Dreifaltigkeit geschahen im Oktober 1701. In den Turmknopf ward eine am 6. Oktober 1701 in der Reichenberger Amtskanzlei gefertigte Denkschrift eingelegt. Dieselbe enthält / enthielt die Nachricht vom Kirchenbau nebst den Namen der Regenten des Landes, der geistlichen und weltlichen Obrigkeiten jener Zeit, die Angabe der Häuserzahl in den Ortschaften der Kirchengemeinde, die Lebensmittelpreise und andere Merkwürdigkeiten.

Ich möchte daraus einiges anführen.

Es waren:   Klemens XI., römischer Papst;
Leopold I., deutscher Kaiser;
Joseph I., dessen Sohn, röm. König und Erbkönig von Ungarn;
Adolf Wratislav von Sternberg, Statthalter von Böhmen;
Joh. Jos. Graf von Breumern, Erzbischof zu Prag;
Joh. Wenzel Graf von Gallas, Herrschaftsbesitzer u. Patronatsherr;
P. Matth. Jos. Schmied, Pfarrer zu Reichenberg;
P. J. Kretschmer, Pfarrherr zu Röchlitz, Maffersdorf und Reinowitz;
Andreas Schöpfer, Bürgermeister in Reichenberg;
Jakob Röβler, Stadtrichter;
Gottfried Hauser, Scholtes in Maffersdorf R.S.;
Hans Porsche, Scholtes in Proschwitz;
Chr. Friedr. Möldner, Scholtes in Kunnersdorf;
Joh. Jak. Richter, Erbrichter in Maffersdorf A.S.

Von letzterem heiβt es am Ende: "Im Uebrigen ist mehr Gedachter Herr Joh. Jakob Richter, zu Meffersdorf Aichischerseits Erbrichter, billig in denen zu rümen und zu loben, daβ er bey dieβen Neuen Kirchenbau von Anfang bieβ zum ende /: auch mit Hientenansetzung seiner aigenen Würthschafftlichen geschäffte:/ Täglich fleiβige Obsicht, Antreibung, undt gutte anstalten stetts machen, undt fördern helffen, alβo daβ die Unkosten dieses Neuen Baues umb ein weith Höheres, und Mehreres sich hetten belaufen müssen, welche Er solcher Gestalt zu Nutzen der Kirchen erspahren helfen." Jäger erwähnt auβerdem, daβ Joh. Jak. Richter die Turmuhr angeschafft hat.

In der Denkschrift erwähnte Handwerker:
... "Der Baumeister war Marcus Anthonius Caniville gebührtig ein Wälscher, Undt Mitbürger in der Neuen stadt Prag: bei diesem ganzen Bau ist Pollir gewesen Jakob besem gebührtig in Pilsen in Böhmen. Zümmermann war, so da
β ganze Wergk alβ Kirche undt Kirchen Thurm verferttiget, Meister Michel Otto von Treyβing Schlackenwerdischer Herrschaft. Von diesem Kirchenbau hat obbemelter Baumeister empfangen 760 fl. undt benanter Zümmermann 320 fl. Von dem groβen undt Kleinen Kirchen Thurm mit blecher Zubeschlag hat der Klempler Meister Friedrich Breuer aus Zittau sambt seinem Sohne bekommen 200 fl. Underschiedt Handwergks=Leuthen, so auch eine undt andere nothwendige Arbeith bey thannen Kirchenbau verrichtet, ist bezahlt worden 762 fl. Thut Zusammen 2042 fl. ..."

Über die Lebensmittelpreise steht geschrieben: 

"Zu dieser Zeit hat gegolten: 
Ein scheffel Waizen 3 fl. 12 kr.,
ein scheffel Korn 2 fl. 24 kr.,
ein scheffel Gerste 2 fl. 12 kr.,
ein scheffel Haber 1 fl. 18 kr., 
ein pfundt Rindtfleisch 3 - 4½ kr.,
ein pfundt Schweinfleisch 5 kr.,
ein pfundt Kalbfleisch 3 - 4½ kr.,
ein pfundt Schöpβen und Lampelfleisch   3 - 4½ kr."

Da sonst nichts angegeben ist, müssen Getreide und Fleisch zum Vergleich wichtige Lebensmittel gewesen sein.

Grundriß der Maffersdorfer Kirche

 

 

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MAFFERSDORF - Marktgemeinde im Landkreis Reichenberg - SUDETENLAND