ZUM SEITENENDE

Warum nur kamen sie immer bei Nacht?
Elisabeth Prechtl, Peukert-Schmiede
(* 1922)

Das Haus Pelzer lag dem unseren direkt gegenüber. Es war versteckt in einem Mantel von Weinlaub, der schöne Garten war umgeben von einem hohen Eisenzaun mit einem groβen Tor. Als den Angrenzern der Hauptstraβe die Nachricht vom Abschub gebracht wurde, war auch unsere Familie betroffen. Da kam Frau Pelzer zu uns herüber und erbot sich, unsere alte Groβmutter bei sich aufzunehmen, da sie keine Abschiebenachricht erhalten hatte. Wir bekamen auf Ansuchen Aufschub, doch die Unsicherheit brachte mich um den Schlaf. Nachts war wieder das Motorengeräusch zu hören, es verstummte, das laute Quietschen eines Tores lieβ auf Frau Pelzers Ausweisung schlieβen. Das bestätigte sich bald darauf. Frau Pelzer versuchte noch, sich bei der Familie Heinz Ginzkey Rat zu holen, doch es wurde ihr nicht aufgetan. Die Familie war nicht mehr in ihrem Haus. So kam sie zurück, schickte Adele, ihre Wirtschafterin und Hausdame, in den Keller um eine Flasche des besten Weines für einen Abschiedstrunk. Als Adele wieder auf dem Weg nach oben war, hörte sie ein lautes Röcheln, - Frau Pelzer hatte sich vergiftet. Adele wurde dann später ebenfalls ausgesiedelt. Wir erlebten noch, wie einige Wochen später ein groβer Lastwagen vor der Villa Pelzer hielt, die sehr wertvollen alten Möbel wurden eingeladen und angeblich in ein Museum gebracht.

Der Volksausschuß in Reichenberg stellte am 13.10.1945 für den 
Deutschen mit der Nummer 3668 einen Passierschein aus.

Auf der Rückseite des Dokumentes ist vermerkt: