Vorwort

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Im Jahre 1995 jährt es sich zum 50. Mal, daß der Ort Maffersdorf das gleiche Schicksal erlitt wie viele Städte und Dörfer in der heutigen Tschechischen und Slowakischen Republik und in Polen. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges wurde die deutsche Bevölkerung von Haus, Hof und Heimat vertrieben, meistens nur mit dem Handgepäck. Innerhalb von weniger als vier Jahren war von den früheren Bewohnern nur noch ein verschwindend kleiner Rest zurückgeblieben. In die leeren Häuser und Betriebe kamen Menschen aus dem Inneren der Tschechoslowakei. Ziel der damals Regierenden war es, die Erinnerung an die deutsch-österreichische Vergangenheit Nordböhmens, des Böhmerwaldes und der Sprachinseln auszulöschen.

Die Maffersdorfer und ihre Nachkommen leben jetzt zum größten Teil in der Bundesrepublik Deutschland überall zwischen Rhein und Oder, der Nordsee und den Alpen, aber auch in Österreich, in der Schweiz, in England, in Nord- und Südamerika und in Australien.

Daß sie heute noch ein Gefühl der Zusammengehörigkeit und Verbundenheit haben, setzt immer wieder in Erstaunen. Zu danken ist dies sicher zum großen Teil der selbstlosen ehrenamtlichen Arbeit der Ortsbetreuer, die die Maffersdorfer in den Jahrzehnten nach der Vertreibung zusammengesucht und zusammengehalten haben. Ich möchte ehrend erwähnen Herrn Willy Lange, Herrn Gustav Porsche, Herrn Erich Ulbrich, Herrn Herbert Müller, Frau Anna Hauser, Herrn Erwin Seliger und das Ehepaar Karl und Hermine Schwarzbach. Jeder von ihnen hatte zu seiner Zeit seine besondere Aufgabe.

Ich werde wohl der letzte "OB von Maffersdorf" sein. Die alten Maffersdorfer werden immer weniger, sie nehmen ihre Heimatsehnsucht, die alten Geschichten und das Wissen um die bedeutende Vergangenheit des Ortes Maffersdorf mit in die Ewigkeit. Meine Generation hat schon ein "Daheim" und ein "Zuhause". Wir leben irgendwie mit zwei Herzen, stehen in zwei Erinnerungswelten. Unsere Kinder sind Bayern, Brandenburger, Österreicher, Amerikaner... oder fühlen sich zumindest als solche.

Damit sie die eine Wurzel nicht übersehen und vergessen, die sie im Sudetenland haben, stelle ich die Büchlein über Maffersdorf zusammen. Das erste soll über die Geschichte und Entwicklung Maffersdorfs und seine Bewohner berichten, das zweite wird die Rolle der Industrie aufzeigen, und im dritten will ich unsere Heimatkirche beschreiben. Alles zusammenzubringen und zusammenzufügen bedeutete viel Arbeit. Ich danke an dieser Stelle allen, die mir mit Bildern und Texten geholfen haben. Naturgemäß werden meine Leser wohl Lücken entdecken oder manches vermissen. Das bitte ich, mir nachzusehen, denn ich weiß halt auch nicht alles.

Viele von den "nachgeborenen Maffersdorfern" - erlauben Sie, daß ich Sie hier einmal so nenne - werden wohl als Touristen in den Heimatort ihrer Vorfahren zurückkehren, der sich sehr verändert hat. Ich hoffe, daß ich Ihnen diesen Ort mit meiner Arbeit so lebendig machen kann, daß er Ihnen etwas bedeuten kann. Sie werden dort die Menschen treffen, denen er jetzt Heimat ist, für die er aber bis jetzt größtenteils keine Vergangenheit hatte. Sie kamen ja fast alle als Fremde in ein für sie fremdes Land, dessen Geschichte ihnen vorenthalten wurde. Ich wünsche, daß sich bald Deutsche und Tschechen als gute Nachbarn mit einem ehrlichen Blick in die Vergangenheit und einem mutigen in die Zukunft begegnen können.

In diesem Sinne:  Maffersdorf-Vratislavice eine gute Zukunft in Europa.

 

Kempten, im Jahre 1993

Inge Schwarz

 

Copyright © by Inge Schwarz 1993 (Heimatstelle Maffersdorf) 

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MAFFERSDORF - Marktgemeinde im Landkreis Reichenberg - SUDETENLAND