Dieses Gewerbe entwickelte sich, als die
Leinenweberei nicht mehr genug Ertrag brachte, und es nahm zu
Anfang des 19.Jahrhunderts während der französischen Kriege
einen besonderen Aufschwung. Für Reichenberg ist aus diesen
Jahren eine Zahl genannt, die ja auch einen gewissen Aufschluβ
für Maffersdorf gibt:
1753 waren in Reichenberg 150
Strumpfwirker-Meister,
1785 waren es 300,
binnen weniger Jahrzehnte waren sie wieder verschwunden.
Die Maffersdorfer Strumpfwirker belieferten
die Märkte in Pilsen, Brünn, Wien und Linz. Der Beruf warf
in der angegebenen Zeit einen beträchtlichen Gewinn ab, der
hohe Lohn und die starke Nachfrage zog auch viele fremde
Gesellen herbei. In Maffersdorf hatten die Strumpfwirker eine
eigene Zunft, und sie führten im Ort das groβe Wort.
Jäger schien keine besondere Hochachtung vor ihnen gehabt zu
haben, er schreibt:
Im Kretscham Nr. 29 hatten die
"Wirker" ihren eigenen Tisch, darüber das schön
geschnitzte und verzierte Zunftwappen aufgehängt und kein
Bauer durfte es wagen, sich an diesen Tisch zu setzen. Ans
Sparen dachte niemand, im Vertun waren alle einander
behilflich. Um nicht gar zu viel zu verdienen, muβten die
Gesellen sich vor allzu groβem Fleiβ in acht nehmen;
drei Tage Arbeit in der Woche waren sattsam genug. Der blaue
Montag galt als der vornehmste Feiertag, welcher wöchentlich
regelmäβig mit Saufgelage begangen wurde. Dienstags gabs
dann keine Lust zum Arbeiten, und wenn Mittwoch früh noch ein
paar Kreuzer in der Tasche gespürt wurden, eilte man damit
geschwind ins Wirtshaus, um sie in würdiger Weise los zu
werden. Auf dem Tanzboden waren die lustigen Wirkergesellen
immer die ersten. So wurde der reichliche Verdienst wieder
durchgebracht.
Einige Strumpfwirker haben sich über die
Zeit des Niedergangs hinaus in Proschwitz noch erhalten, wohl
bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts.
Josef Wundrak
In Maffersdorf, Neudorf Nr. 626, hatte sich
der Hausname "Beim Worker" erhalten. Der letzte
Strumpfwirker darin war Josef Wundrak, der Groβvater von
Frau Marianne Schäfer geb. Wundrak in Kassel. Das Handwerk muβte
zwölf Kinder ernähren, die dem Vater aber fleiβig
halfen, wenn es z.B. hieβ, mit dem Handwagen nach
Proschwitz "in die Walke" zu fahren. Josef Wundrak
war ein angesehener Mann im Orte. Von 1893 - 1922, also 30
Jahre, gehörte er dem Vorstand- und Aufsichtsrat des Spar-
und Vorschuβvereins an.