Die Krippe

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Die Krippe

 

In den Weihnachtstagen 1993 und 1994 kamen aus Maffersdorf die Festtagsgrüβe auf dieser Karte. Sie enthielt keinen Hinweis der Druckerei, was es für eine Krippe ist. Doch sie war so eigentümlich vertraut. Ein Vergleich mit alten Fotos und vor allem der gemalte Sprung im 3. Stein der zweiten Reihe brachten die Gewiβheit: Das ist unsere alte Krippe, die wir als Kinder so oft bestaunt haben. Sie wird auch heute noch aufgestellt, und wieder werden sich Kinder in der Weihnachtszeit an ihr erfreuen, wenn sie am Josefsaltar aufgebaut ist. Welches Weihnachtslied werden sie mit der Krippe verbinden ? Meines habe ich nach langer Zeit auch wiedergefunden. Welchem Maffersdorfer wird nicht sofort die Melodie in den Ohren klingen?

 

  1. O, welch ein süβes Freudenwort: Der Heiland ist geboren!
    Seht: Bethlehem, den kleinen Ort, hat er sich auserkoren.
    Ja, eilet nur zum Stall geschwind, dort findet ihr das holde Kind!
     
    Wir alle dich grüβen, Christkindelein zart,
    mit Liedern, mit süβen, nach himmlischer Art.
    O, blick auf uns nieder, auf uns deine Brüder!
    Verzeih uns die Schuld mit himmlischer Huld,
    daβ wir mit Maria einst ewig dort sind
    bei dir, o du liebliches, göttliches Kind !
     

  2. Seht ihr den holden Gottessohn, den König unsrer Herzen?
    Die Krippe, die ist nun sein Thron, er leidet für uns Schmerzen.
    O, jubeln wir im Hochgesang, bis in den Tod, Gott Lob und Dank !
     

  3. O groβer Gott und doch so klein aus Liebe zu uns Armen!
    So arm, o reiches Jesulein, aus Mitleid und Erbarmen.
    Ich liebe dich, du siehst mein Herz, es liebet dich in Reu und Schmerz.
     

  4. Gott in der Höh sei Lob und Ehr, hört man die Engel singen
    und hört das Gloria weit umher bis durch die Himmel dringen.
    Gott Sohn, er kam zu uns herab, der uns den Himmel wiedergab.

 

Diese Krippe hatte - laut A. Jäger - eine Vorgängerin, die wohl aus groβen Figuren bestand und am Hauptaltar aufgebaut wurde. Er schreibt:

Bei aller Unveränderlichkeit der kath. Liturgie in der Hauptsache ist sie in Nebendingen doch auch dem Wechsel der Zeiten unterworfen. Verschiedene Gebräuche, die vor 100 Jahren bestanden, sind seitdem auβer Übung gekommen. - So baute man zu Weihnachten in unserer Kirche am Hauptaltare die sogenannte Krippe auf, womit die Geburt Christi im Bethlehem'schen Stalle neben Ochs und Eselein dargestellt wurde, nebstbei die Anbetung der Hirten und später der hl. 3 Könige; auf einer Seite das Städtlein Bethlehem, auf der anderen Landschaftsgefilde, auf denen Hirten die Schafe weideten und die Erscheinung des heilverkündenden Engels hatten. - Dieser Gebrauch ging unter dem Pfarrer Ludwig ein, als für die Weihnachtszeit das schöne Altarbild mit der Geburt Christi geschafft wurde. Die aus Brettern ausgeschnittenen gemalten Figuren dieser Krippe fanden sich noch lange nachher auf dem Kirch=Estrich. - Die schöne Sitte des Krippenbaues in Privathäusern - für manche Personen eine eifrige Liebhaberei, ja so zu sagen ein Steckenpferd - die als eine Art künstlerisch=mechanische Unterhaltung einen Teil der langweiligen Winterszeit ausfüllt, ist bekanntlich ebenfalls im Abnehmen.

Ich habe von einer solchen, sehr groβen Krippe erfahren, die auch noch in den Kriegsjahren beim Hönig-Bäcker aufgestellt wurde, die halbe Wohnstube einnahm und von vielen Leuten bestaunt wurde.

Die Christnacht, wie sie noch vor 60 Jahren (also um 1800) in der Kirche gefeiert wurde, gab dem Volke so viel Angenehmes zu sehen und zu hören, daβ sie nicht leicht von jemand versäumt wurde. - Am Hochaltare unter strahlender Beleuchtung die Krippe, vor den Frauen in den Sitzbänken zahllose brennende Wachsstöcke von schönen Farben und zierlichen Formen, harrte alles in erwartungsvollem Schauen, bis die Turmuhr 12 schlug. Nun ward es auf dem Chore lebendig, es krähte der Hahn, die Wachtel schlug, der Kuckuck lieβ seinen Ruf erschallen, allerlei Vogelstimmen wurden laut. Unter Orgelton und Instrumentenmusik hörte man in idyllischen Weisen schöne Hirtenlieder singen, wobei die Flöte vorherrschend war. Ein solches Lied, beinahe komischen Charakters, der Mundart nach vom Riesengebirge stammend, lautete:

O Hansla, wos sogst de für wunderschöne Sacha,
daβ mer aus halla Halse möcht lacha?
Wenn du a gruβer Herr en Himmel werst sein,
dou loβ uns og alla mitanander hinein.

Eine damalige Sängerin dieses Liedes ist heute (1865) noch am Leben; es ist die sogenannte Schulmagdalene, eine Tochter des Schullehrers Anton Möldner in Maffersdorf und Mutter des Proschwitzer Lehrers Appelt.

In einer Fuβnote fügt Jäger an:
Die Zeit für Abhaltung der Christnachtsandacht hat öfters gewechselt. Im Jahre 1806 wurde sie statt 12 Uhr nachts auf 6 Uhr früh angeordnet. 1827 wieder um 12, 1832 abermals um 6; endlich wird sie seit 1838 wieder um 12 Uhr gefeiert.


Pfarrkirche zu Maffersdorf - Lammel 1948

 

 

 

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MAFFERSDORF - Marktgemeinde im Landkreis Reichenberg - SUDETENLAND