Der alte Friedhof

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Der alte Friedhof

 

Bis zum Jahre 1890 befand sich der Friedhof bei der Kirche. In jenem Jahr wurde er eingeebnet und nach und nach zu dem kleinen Park um das Kriegerdenkmal umgestaltet, denn schon 1878 war der neue interkonfessionelle Friedhof auf dem Wacheberge angelegt worden. Diesem ist ein eigener Abschnitt in der Schrift gewidmet. Hier soll jetzt nur die Rede vom alten Friedhof sein, von dem Jäger interessante Dinge zu erzählen hat, und von dem noch einige Zeugnisse an der Kirchenmauer zu finden sind.

Jäger erwähnt den Friedhof erst, als eine Erweiterung desselben dringend nötig ist, und schreibt:

"Auch die dringend notwendig gewordene Erweiterung des Kirchhofes geschah zu dieser Zeit (1848/49). Während derselbe nur 382 Quadratklafter enthielt, war bei derzeitiger Bevölkerung des Kirchsprengels (ca. 4500 Einw. - Anm. d. Verf.) ein Raum von 1380 Quadratklafter dazu erforderlich. Der Verwesung blieb nicht Zeit, die Körper der Dahingeschiedenen in Staub und Asche zu verwandeln; viel zu früh stieβ der Spaten des Totengräbers wieder auf die kaum morschen Särge, da in kurzer Zeit immer wieder ein Kreis der Gräber geschlossen war.

Hier war eigentlich die für solche Fälle vorgeschriebene Verlegung des Friedhofes auβerhalb des Ortes beantragt und der Platz dafür auf der Pfarrwidmut ausersehen. Darüber entspann sich innerhalb der Gemeinde ein Streit. Während ein Teil aus Bequemlichkeits-, Billigkeits- und Pietätsgründen für die Erweiterung des alten Kirchhofes stimmte, fand der andere Teil diesen Plan unzureichend für das Bedürfnis der Zukunft und stützte sich auf gesetzliche Sanitätsvorschriften. Diese Ansicht hatten besonders die Vertreter der Gemeinde Maffersdorf l.N.; sie blieben jedoch bei der am 16. Juli 1857 gepflogenen kreisämtlichen Kommission in der Minderheit, und der auf 3853 fl. 56 kr. Ö.W. veranschlagte Erweiterungsplan kam nachdem zur teilweisen Ausführung. Von den Grundstücken verschiedener Anrainer wurden dazu 675 Quadratklafter Grund in Anspruch genommen und von den konkurrierenden Gemeinden mit 417 fl. 8 kr. Ö.W. bezahlt.

Die einstweilige Einfriedung durch einen Staketenzaun lieβ der Fabrikant Ignaz Ginzkey mit 112 fl. 36 kr. eigens herstellen.

Die alte steinerne Kirchhofmauer war laut Rechnungsberichten in den Jahren 1742, 1759 und 1797 neu eingedeckt worden. Nach ihrem nunmehrigen (1860) Aussehen geurteilt, mochte seitdem kaum etwas für ihre Erhaltung geschehen sein, denn sie war der Ringmauer eines wüsten Schlosses so ähnlich wie ein Ei dem anderen. Von einer Bedachung war kaum mehr eine Spur vorhanden und die Mauer selbst vom Zahn der Zeit arg zernagt. - Die Herstellung dieser Friedhofsmauer mit Bedachung und neuen Toren geschah im Jahre 1860 mit einem durch die Eingepfarrten aufgebrachten Kostenbetrage von 622 fl. Hiebei wurde auf Anordnung des Pfarrers Johann Wähner der Friedhof geebnet und gartenmäβig eingeteilt, sodaβ die Umgebung unserer Kirche jetzt einen ebenso freundlichen als vorher traurigen Anblick gewährt."

(Hoffentlich kann man das auch gegenwärtig einmal sagen. Anm.d.Verf.)

In einer Fuβnote sagt Jäger noch etwas über die Art der Gräber auf dem alten Friedhof:

"Die Gräber der Hingeschiedenen wurden von deren Angehörigen hier von Alters her durch hölzerne Kreuze mit Inschriftentafeln bezeichnet. Die Vermöglichen legten auch flache Grabsteine mit Inschriften, welches unstreitig die zweckmäβigste und dauerhafteste Art gemeiner Grabdenkmale ist. Später kam die Sitte auf, die Oberfläche der Gräber mit Holzrahmen einzufassen, woran die Inschrift zu lesen war. Der umschlossene Raum ward mit Blumen bepflanzt, auch wurden mit Hauswurzel Namenszüge und Verzierungen ausgelegt. In neuerer Zeit sind viel granitene Postamente mit eisernen Kruzifixen als Grabdenkmäler aufgestellt worden."

Von diesen oben erwähnten Grabplatten wurden offenbar dann bei der Auflassung des Friedhofes einige (oder alle?) an der Süd- und Ostseite der Kirche angebracht. Einige Texte waren 1995 noch lesbar, ich möchte sie hier überliefern; u.z. von Westen nach Osten schreitend.

 


 

Hier ruht im Schlafe
des Friedens

Eduard Möldner
Lehrer
geboren am 1. September 1823
gestorben am 4. November 1850

gewidmet von der dankbaren
Mutter und Geschwister

 


 

Hier ruhen in Frieden
Theresia Möldner
geborene Hörbe
gestorben den 2. Januar 1857
im 70. Lebensjahre

Augustin Möldner
gestorben den 16. Dezember 1856
im 45. Lebensjahre

dessen Gattin
Amalia Möldner
geborene Pischelt
gestorben den 7. Juni 1845 im 30. Lebensjahre

und Kinder
Amalia gestorben 1855 im 17. Lebensjahre
Karl gestorben 1845 im 3. Lebensjahre
Augustin gestorben 1845 4 Monate alt

 


 

Hier ruht
im Schlafe des Friedens

Josef Ginzkey
Feldgärtner aus Nr. 219 E.S.
geboren den 2. Oktober 1817
gestorben den 25. April 1841

 

Das war ein Bruder von Ignaz Ginzkey, dem Gründer der Fabrik.

 


 

Hier ruhet

Amalia Ginzkey
geborene Wundrak
geboren am 18. Februar 1830
gestorben am 8. Mai 1855

In des Grabes dunkler Stille
ruht der besten Gattin Hülle
bis der letzte Tag erscheint,
der sie ewig mit mir vereint.

 

Das war die 1.Gattin von Wilhelm Ginzkey, ebenfalls einem Bruder von Ignaz Ginzkey.

 


 

Auf der dunklen Marmortafel links vom ehemaligen Südeingang sind unten die Eltern von Ignaz Ginzkey und zwei seiner Töchter aufgeführt und oben wohl die Eltern seiner Frau Julia Bergmann.

 

Zur Erinnerung an

Josef Bergmann
geb. 13. Februar 1792 gest. 10. Juni 1871

Barbara Bergmann geb. Prokopp
geb. 7. Mai 1788 gest. 7. März 1835

Elisabeth Bergmann geb. Posselt
geb. 11. August 1806 gest. 18. Dezember 1853

Franziska Bergmann
geb. 21. Juli 1838 gest. 11. Dezember 1853

Ignaz Ginzkey
geb. 9. März 1785 gest. 2. März 1843

Helena Ginzkey geb. Kretschmer
geb. 14. August 1786 gest. 1. Mai 1847

Julie Ginzkey
geb. 25. Juni 1849 gest. 2. Juli 1850

Franziska Ginzkey
geb. 24. Juli 1858 gest. 7. Januar 1859

 


 

Vielleicht ist das noch stehende Kreuz südlich der Kirche das ehemalige Friedhofskreuz.

 


 

Auf der Ostseite die Platte des Priestergrabes:

Ruhestätte
der Maffersdorfer Seelsorger

Selig sind die Todten,
die im Herrn sterben,
ihre Werke folgen ihnen nach.

O Herr, laβ Hirten und Herde
durch deine Barmherzigkeit
ruhen in Frieden.

gewidmet von
P. Johann Wähner, Pfarrer

 


 


Eingangshalle "Jüngstes Gericht",
Kopie nach Josef Führich

 

 

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