feierte 1928 das 50jährige
Gründungsjubiläum. Aus diesem Anlaß gab er eine Festschrift
heraus. Aus ihr möchte ich einige interessante Sätze und
Fakten hier wiedergeben.
"Wenn ... der Versuch unternommen
wird, die fünfzigjährige erfolgreiche Tätigkeit ...
weiteren Kreisen der Öffentlichkeit darzulegen, so geschieht
dies mit dem Gefühle der aufrichtigsten Dankbarkeit
gegenüber allen jenen wackeren Männern, deren zielbewußter
Tatkraft, uneigennütziger Arbeitsfreude und dauernder Treue
die gedeihliche Entwicklung des Vereins aus kleinsten
Anfängen zur heutigen Größe zu danken ist."
Es wird dann der "Vater des deutschen
Genossenschaftswesens", der 1808 zu Delitzsch geborene
Hermann Schulze genannt und, daß "er sah die Stütze
seiner gesellschaftlichen Organisation nicht in der
staatlichen Bevormundung, nicht in der Unterstützung auf dem
Wege der Wohltätigkeit, sondern in der eigenen, einem jeden
Individuum innewohnenden Kraft, in der vollkommenen, nur durch
die Freiheit anderer beschränkten Freiheit, in welcher sich
die Kraft des einzelnen betätigen kann, sowie in der vollen
Verantwortung, welche jedermann für seine Handlungen
übernehmen muß." ( Ich meine, so eine Ansicht täte unserer
Zeit auch ganz gut.)
Weiter heißt es: "In Maffersdorf
bestand seit 1868 ein Fortbildungsverein ... Vielfache
wertvolle Anregungen haben im Fortbildungsvereine, dem die
Intelligenz des damaligen Maffersdorf angehörte, ihren
Ursprung. So geht auch die erste Anregung zur Gründung des
Spar- und Vorschußvereins auf ihn zurück." Die
treibende Kraft war wohl der damalige Oberlehrer Josef
Fischer, denn er war bei den vielen Versammlungen, Sitzungen
und Besprechungen, die der Gründung vorausgingen,
wortführend. Es war ein mühvoller Weg bis am 4. Dezember 1877
die konstituierende Versammlung zusammentrat.
Gewählt wurden:
zum Direktor
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Anton Tischer
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als Kassier
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Ignaz Hopf
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als Kontrollor
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Josef Linke
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in den Aufsichtsrat
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Anton Staatz
Wilhelm Pilz
Franz Peukert
August Stracke (r.N.)
Franz Stracke (l.N.)
Franz Nöhrig
Anton Porsche
Josef Fischer
Josef Appelt (l.N.)
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Die Geschäftseröffnung wurde für den 1.
Jänner 1878 festgelegt.
"Es ist vielleicht nicht
unangebracht, hier auch einen Blick über die damalige
Entwicklung unserer Heimatgemeinde gleiten zu lassen.
Im Jahre 1876 bestanden in der Gemeinde
Maffersdorf r.N.
die Teppich- und Deckenfabrik I. Ginzkey
und
eine Aktienbrauerei,
ferner gab es
22 Gasthäuser,
4 Bäcker,
3 Schuster,
2 Schneider,
1 Binder,
1 Maler,
5 Ziegeleien,
1
Gelbgießer,
4 Tischler,
2 Schieferdecker,
2 Wagner,
5
Strumpfwirker,
3 Abfallhändler,
4 Fleischer,
1 Viehhändler,
4 Krämer,
3 Schmiede,
1 Korbmacher,
2 Uhrenhändler,
3
Branntweinschänker,
1 Marktfierant,
1 Sattler,
1 Drechsler,
1
Eisengießer,
1 Grünzeughändler,
1 Tuchmacher,
1
Steinspalter,
3 Klempner.
Für Maffersdorf
l.N. wurden im gleichen
Jahre angegeben:
1 Kunstwollfabrik (I. Ginzkey),
1 Teppich- und
Deckenfabrik (Karl Wagner),
1 Mühle,
16 Gasthäuser,
10
Bäcker,
8 Kaufleute und Krämer,
8 Tischler,
8 Twisten- und
Tuchleistenspinner,
8 Steinmetze,
7 Schuster,
5 Strumpfwirker,
4 Weber,
4 Wollabfallhändler,
4 Fleischer,
3 Schneider,
2
Schlosser,
2 Schnittwarenhändler,
1 Branntweinerzeuger,
1
Gerber,
1 Schieferdecker,
1 Klempner.
Die stattliche Zahl von 180
selbständigen Gewerbebetrieben beweist am besten die damals
einsetzende rasche Aufwärtsentwicklung der beiden Gemeinden
und mag mit beigetragen haben, daß die Gründung eines
heimischen Kreditinstitutes ein tatsächliches Bedürfnis
wurde."
In der Festschrift wird dann des
Großindustriellen Ignaz Ginzkey d.Ä. dankbar gedacht, dem
Maffersdorf seinen Aufschwung zu verdanken hatte.
In der Festschrift ist auch ein Rückblick
auf die 50 Geschäftsjahre zu finden. Ich zitiere daraus:
"Blicken wir zurück auf das
Gründungsjahr, so muß ein gerechter Stolz alle Mitarbeiter
erfüllen, wenn sie die damaligen Zahlen mit den heutigen
vergleichen:
Den 28 Mitgliedern mit 28 Anteilen stehen
heute 472 Mitglieder mit 3.918 Anteilen gegenüber. 1878 betrug die Summe der Anteile 2.268 Kronen
gegen 391.800 K im Jahre 1927. Dem Geschäftsumsatze von
64.000 K des Jahres 1878, konnte heute nach 50 Jahren ein
Umsatz 61,513.122 K gegenübergestellt werden.
Nicht unerwähnt sei, daß die Spenden an
die Gemeinde ... für wohltätige und gemeinnützige Zwecke ...
alles in allem aus den Gewinnen der vergangenen 50 Jahre die
stattliche Summe von 334.767 K erreichten ..."
Sie gingen u.a. an das Waisenhaus, für die
Armenpflege, an die Schule, für das Gemeindebad und die
Gemeindebücherei, für die Kirchenorgel und die Glocken, für
einen Gemeindesanitätswagen, an die Jugendfürsorge, u.v.m.
Im Jubiläumsjahr wurden 60.000 K
gespendet. Kassier war 1928 Herr Alfred Gärtner, der bis 1945
dann die Kasse als Direktor leitete.
Ganz interessant ist vielleicht auch noch,
daß unter den 26 Anlegern des Jahres 1878 die
Gemeindefeuerwehr, der Jagdausschuß, der Damengesangverein,
ein Touristenklub, der Lehrklub und die Friedhofsverwaltung
waren.