Der Friedhof

Zurück ] Weiter ]

ZUR ÜBERSICHT

ZUM SEITENENDE

 

Wer sich aufmacht, die verlorene Heimat zu besuchen, die Wurzeln seiner Kindheit zu suchen, wird ganz selbstverständlich den Weg zum

FRIEDHOF

hinaufgehen, denn dort ruhen, ob am Grab noch erkennbar oder nicht mehr, unsere Vorfahren. Von ihnen haben wir das Rüstzeug bekommen, daß wir uns in der neuen Heimat und in der Welt wieder eine Existenz aufbauen konnten.

So möchte ich am Ende Ihre Gedanken und Blicke auch auf den Friedhof lenken. Gehen Sie durch das Tor, am großen Friedhofskreuz vorbei. Es kann sein, Sie finden zielstrebig den Weg zu Ihrem Familiengrab. Es ist aber auch möglich, Sie suchen nur die Vergangenheit in den letzten verbliebenen deutschen Grabinschriften und laufen ziellos durch die Gräberreihen. Sofort wird Ihnen die jetzige Aussegnungshalle auffallen. Die alten Maffersdorfer stört ein wenig das neue Dach. Dieser Kapellenbau aus Sandstein ist die Gruft der Familie Ginzkey. So spielt diese Familie sogar jetzt noch eine Rolle im Leben der "neuen" Maffersdorfer. Sie gehen auf ihrem letzten Weg in ihrem Haus ein und aus. Ob sie um die Bedeutung dieses Namens wissen ?

Auf der anderen Seite stoßen Sie vielleicht zufällig auf ein Grab ohne Namen. Der Stein trägt eine Kupferplatte mit dem Bildnis der Pieta. Ab und zu werden Sie dort Blumen finden, obwohl das Grab leer ist. Es ist die Grabstelle des langjährigen Schulkatecheten und geistlichen Leiters des kath. Volksbundes, des überall geschätzten Paters und Konsistorial-Rates Karl Sommer. Viele Jahre hat er die Kupferheller für seine Pieta gesammelt. 1949 feierte er sein goldenes Priesterjubiläum in Michelfeld in Bayern und dort fand er auch ein Jahr später seine letzte Ruhestätte, fernab von "seinem" Grab.

Dieser "neue Friedhof" wurde am 1.November 1878 eingeweiht als interkonfessioneller Friedhof. Im alten Friedhof um die Kirche war längst der Platz zu eng geworden. Dieser wurde 1890 eingeebnet, die alte Umfassungsmauer entfernt und der - den alten Maffersdorfern bekannte - schöne Kirchenpark angelegt.

Sie werden sich der Wehmut und Melancholie dieses Ortes auch nicht ganz entziehen können, wenn Sie Ihre Schritte wieder zurück durch das Tor lenken und Ihr Blick unwillkürlich auf dem Höhenzug des Proschwitzer Kammes einen Halt sucht.

 

 

Copyright © by Inge Schwarz 1993 (Heimatstelle Maffersdorf) 

Zurück ] Nach oben ] Weiter ]

   ZUM SEITENANFANG    ZUM INHALTSVERZEICHNIS    ZUR ÜBERSICHT  
HEIM

 

MAFFERSDORF - Marktgemeinde im Landkreis Reichenberg - SUDETENLAND