Die Neugestaltung der Gemeinden

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Die Neugestaltung der Gemeinden im Jahre 1850

 

Dazu ein paar Schlagzeilen aus den Jahren 1848/50:

Maschinen verändern die Welt,

Arbeitersklaven in den Fabriken,

Weberaufstand in Schlesien,

Februarrevolution in Frankreich - Bürger verjagen den Bürgerkönig,

März 1848 Aufruhr in den deutschen Landen,

Barrikadenkämpfe in Wien und Berlin,

Die deutsche Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche,

Verkündigung der Grundrechte (u.a. der Adel als Stand ist aufgehoben),

Karl Marx schreibt "Das Kommunistische Manifest",

Adolf Kolping gründet seinen "Gesellenverein",

Bischof Ketteler ruft die "christlichen Arbeitervereine" ins Leben,

Gewerkschaften erreichen soziale Verbesserungen.

Ignaz Ginzkey hat die ersten mechan. Webstühle aufgestellt.

In Maffersdorf wird der "Maffersdorfer politische Leseverein" gegründet, dessen Obmann Anton Appelt (Unterlehrer und Vater von Alfred Appelt), Stellvertreter Anton Schäfer (Richter und Vater des späteren Bürgermeisters) und Schriftführer Anton Jäger (Chronist von Maffersdorf) war. Jäger nennt ihn einen "Klub der reinsten Demokraten, die gerne das ihrige zur Weltverbesserung beigetragen hätten."

 

Nun wieder A. Jäger:
"Als das lange Zeit der notwendigen Verbesserungen entbehrende Staatswesen im Jahre 1848 durch den Sturm der Revolution aus den Fugen gerissen worden, gelangte man fast allgemein zu der Überzeugung, daβ an die Stelle der altersmorschen, unhaltbaren Einrichtungen, neue, lebenskräftige gepflanzt werden müβten. Eine solche war das Gemeindegesetz vom 17. März 1849 mit dem Motto an der Spitze: 'Die Grundfeste des freien Staates ist die freie Gemeinde'. Nächst der Befreiung der Untertanen von den herrschaftlichen Lasten konnte das neue Gemeindegesetz als eine der vorzüglichsten Errungenschaften gelten.

Bei der Auflösung des Herrschaftsverbandes stand es nun den einzelnen Ortschaften frei, sich in Gemeinden zu vereinigen oder zu trennen. Das war der Zeitpunkt, wo die beiden Maffersdorf in eine Gemeinde zusammenschmelzen konnten. Maffersdorf A.S. bot hiezu der Schwestergemeinde die Hand, ward aber in übelverstandenem Sonderinteresse zurückgewiesen. - So ist aus Maffersdorf Reichenberger=Seits und Maffersdorf Aicher= Seits

Maffersdorf rechts und links der Neiβe

geworden." Proschwitz und Neuwald hatte sich zu Gablonz getan.

Am 8. September 1850 wurden in Maffersdorf und Proschwitz die ersten Gemeindewahlen durchgeführt, weitere 1861 und 1864.

Gemeindevorstands=Wahlen unserer Gemeinden 1850-1864.
Jahr Gemeinde Bürgermeister*) Gemeinderäte
1850 Maffersdorf r.N.   Augustin Stumpfe Nr. 14    1.
2.
Ambros Kother
Franz Ebermann
Nr. 21
Nr. 77
Maffersdorf l.N. Augustin Lorenz Nr. 66 1.
2.
Ignaz Hopf
Anton Jäger
Nr. 135
Nr. 36
Proschwitz Franz Wünsch Nr. 46 1.
2.
Ignaz Kretschmer
Joh. Tentschek
Nr. 70
Nr. 120
1861 Maffersdorf r.N. Augustin Stumpfe Nr. 14 1.
2.
Joseph Wondrak
Joseph Tandler
Nr. 8
Nr. 123
Maffersdorf l.N. Augustin Lorenz Nr. 66 1.
2.
Ignaz Hopf
Anton Jäger
Nr. 135
Nr. 36
Proschwitz Ignaz Hoyer Nr. 50 1.
2.
Joseph Kratzert
Joseph Möller
Nr. 83
Nr. 24
1864 Maffersdorf r.N. Augustin Stumpfe Nr. 14 1.
2.
Ignatz Ginzkey
Josef Linke
Nr. 111
Nr. 82
Maffersdorf l.N. Augustin Lorenz Nr. 66 1.
2.
3.
Anton Jäger
Josef
Glaser
Ignaz Wundrak
Nr. 36
Nr.
156
Nr. 115
Proschwitz Ignaz Hoyer Nr. 50 1.
2.
Joseph Kratzert
Augustin Möller
Nr. 83
Nr.
54

 

A. Jäger hat diesem Abschnitt eine Fuβnote angefügt:
*) "Die Benennung der Gemeindevorsteher auf dem Lande als Bürgermeister hat manche Gegner. Ich gebrauchte sie darum, weil wir doch nunmehr alle, in Stadt und Land, gleichberechtigte Staatsbürger sind und weil "Bürgermeister" ein gut altdeutscher Ausdruck ist."

Jäger war der neuen Zeit sehr aufgeschlossen, und vieles ging ihm zu langsam. In dem vollständigem Text spürt man auch seine Enttäuschung darüber, daβ der Zusammenschluβ von den beiden Maffersdorf und Proschwitz nicht gelang.

Es folgt dann ein Kapitel über das Vermögen und den Haushalt der Gemeinden, welches er mit folgendem Satz schlieβt:
"Wenn somit unsere Gemeinden arm sind, so haben sie doch keine Schulden und die Vorfahren haben nicht vom Brote der Nachkommen gegessen. Kirchen-, Schul- und Straβenbaulichkeiten sind - ob es auch vielen sehr sauer geworden - jederzeit nach Erfordernis berichtigt worden."

 

Copyright © by Inge Schwarz 1994 (Heimatstelle Maffersdorf) 

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MAFFERSDORF - Marktgemeinde im Landkreis Reichenberg - SUDETENLAND