Der Richter Hans Adam Bergmann hatte aus
erster Ehe keine Kinder. Er heiratete dann ein Mädchen aus
Dörfel, starb aber bald darauf und hinterlieβ seiner 2.
Frau den Kretscham. Die junge schöne Witwe war nun eine
Partie, um welche die Elite der Dorfaristokratie sich eifrig
bewarb. Schulzensöhne und reiche Bauern lieβen in Menge
sich antragen. Da geschah es, daβ eines Sonntags mehrere
ansehnliche Freier zugleich im Kretscham beisammen waren,
unter ihnen auch der junge Strumpfwirker Ignaz Appelt aus
Maffersdorf. Diesem schmächtigen Bürschlein, welches die Groβbauern
kaum über die Achsel ansahen, konnte man von allen am
wenigsten Erfolg zutrauen. Aber sieh da ! Gerade er hatte das
Glück, die Braut zu gewinnen, alle anderen wurden von ihr
gleichgültig übersehen. Die seltsame Wahl war aber durchaus
nicht nach der Dorfleute Sinn und Geschmack und die gute Frau
hatte es dadurch mit aller Welt verdorben. Das ganze Dorf rief
höhnend: "Dieses Strumpfwirkerjüngerle soll unser
Scholtes sein, vor dem wird man viel Respekt haben! Und von
der Wirtschaft wird er soviel verstehen wie der Blinde von der
Farbe." Doch man hatte sich getäuscht. Nie hat
Proschwitz einen besseren Scholzen gehabt, und die Wirtschaft,
die er 1789 übernahm, hat er durch die Zeit seines mehr als
40jährigen Besitzes musterhaft gepflegt. Dabei hat der sanfte
Mann, wie man zu sagen pflegt, kein Kind beleidigt und sein
Amt in Treue und Ordnung zu allseitiger Zufriedenheit
verwaltet. Sein Sohn Josef Appelt war der letzte Scholtes in
Proschwitz.
Soweit einige Seiten aus Anton Jägers
Chronik zur Dokumentation Maffersdorfer Geschichte und als
Beispiel seiner wunderschönen Sprache.