5. 1945 -
Alles ist zu Ende.
Für alle, die dieses Jahr bewuβt
erlebt haben, braucht es nicht vieler Worte, um die ganze
Tragik und Verzweiflung jener Tage zu ermessen. Für die
Nachgeborenen könnten noch so viele Bücher es nicht deutlich
genug machen, denn nur Erlebtes kann in seiner ganzen
Tragweite verstanden werden. Da aber Geschichte nicht
verschwiegen werden darf, mögen hier an dieser Stelle die
knappen Sätze aus einem Brief von Prof. Dr. Wilhelm E.
Mallmann genügen, um das letzte Kapitel der Firma I.
Ginzkey niederzuschreiben:
"I. Ginzkey wurde sofort nach der
Rückkehr der Tschechen enteignet und verstaatlicht. Der
zuständige Leiter war Direktor Jesinsky * von der Firma Klasa
*
in Brünn. Dieser kam in den ersten Monaten, also von Mai -
Juli 1945 nur so ein- bis zweimal im Monat nach Maffersdorf.
In der Firma arbeiteten noch mein Vater (Alfred W. Mallmann),
Herr Egon Mallmann und Herr Heinz Ginzkey. Am 25.7.1945
erklärte Dir. Klasa, daβ von nun an nur noch zwei Chefs
in der Firma arbeiten dürften und daβ Herr Egon Mallmann
mit Familie und mein Vater alle in die kleine Villa von Herrn
Heinz Ginzkey ziehen müβten. Mein Vater ist am Abend des
25.7. gestorben; Dr. Knobloch stellte Herzschlag fest. Mein
Vater hatte immer gesagt, er würde sein Haus nicht verlassen.
Herr Egon Mallmann ist mit seiner Familie Anfang November nach
Kammer am Attersee geflüchtet. Danach wurden Herr Heinz
Ginzkey und Familie ins KZ-Lager am Ausstellungsgelände in
Reichenberg eingeliefert, von wo sie erst im Sommer 1946
freikamen, und zuerst nach Bayern, später nach Tirol zogen.
Dr. Bittner war im selben Lager, muβte aber noch bis 1947
in Maffersdorf arbeiten. Er ist 1959 in Linz verstorben."
Herr Heinz Ginzkey (†1972) und Frau
Margarethe geb. Seidl (†1993) fanden Heimat und letzte Ruhe
in Lofer im Salzburger Land. Herr Alfred Ginzkey starb 1975 in
Wien, wo seine Frau Carla heute noch lebt. Das Ehepaar Egon
und Lieselotte Mallmann lebte bis zum Tode 1980 und 1985 in
Kitzbühel in Tirol. Die Witwe von Herrn Alfred W. Mallmann,
Frau Rosamunde Mallmann, starb 1979 in der Nähe von Salzburg.
Die Söhne, Töchter und Enkel der groβen
Familie Ginzkey üben nun die verschiedensten Berufe irgendwo
in Europa aus. Ich wünsche ihnen allen Glück und Erfolg, wo
immer sie im Leben stehen, und, daβ sie die groβe
Vergangenheit des Hauses Ginzkey und seine Bedeutung für den
Ort Maffersdorf in Erinnerung behalten mögen.
1943 -
Die Familie Ginzkey-Mallmann zur 100-Jahr-Feier
v.l.: Gräfin Orlowska geb Nelly Ginzkey, Rosamunde u. Alfred
W. Mallmann, Mitzi Mallmann-Jowanowitz, dahinter Heinz Ginzkey
u. Frau Margarethe, Lieselotte u. Egon Mallmann, Carla u.
Alfred Ginzkey, dahinter Herr von Janowitz
* Korrektur
und Ergänzung durch Herrn Miroslav Hampl aus Vratislavice
n.N., No. 233, dessen Vater seit Juli 1946 ein Direktor der
Teppichfabrik war, vom Januar 2016:
Der Name des
ersten tschechischen Fabrikleiters 1945 lautete Jicinsky,
er war Direktor der Firma Klazar in Brünn.
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