Der Maffersdorfer Sauerbrunn

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Der Maffersdorfer Sauerbrunn

Auf den letzten Seiten seiner Chronik kann A. Jäger noch von der Entdeckung des Maffersdorfer Sauerbrunnens berichten. Er schreibt:

Karl Skollaude in Nr.74 Maffersdorf l.N. grub im Herbste des Jahres 1862 neben seinem auf einer Neiβewiese gelegenen Hause einen Pumpbrunnen zum Gebrauche für seine Bleicherei. An dem Wasser des neuen Brunnens fand man einen sonderbaren Beigeschmack, welchen man anfänglich von dem neuen Pumprohr und von dem zur Aussprengung des Felsens gebrauchtem Pulver herleiten wollte; als jedoch dieser Geschmack auch nach längerer Zeit sich nicht verlieren wollte, nannte man es schlechtes Wasser, welches zum Genusse nicht tauglich sei, und das Pumpwasser wurde allein für die Bleiche benützt. 

So blieb die Sache bis in den August 1865, als die Mutter des Hauseigenthümers äuβerte, das Wasser schmecke ja beinahe wie der Sauerbrunn in Bad Liebwerda. Auf die wiederholten Bemerkungen dieser Frau untersuchte man das gering geschätzte Wasser genauer. Skollaude füllte eine Flasche und ging damit zum Apotheker Ulrich in Gablonz. Der nannte unsern Skollaude einen glücklichen Mann und forderte ihn auf, dieses Wasser durch einen Chemiker analysieren zu lassen. Zu diesem Behuf wendete sich Skollaude an Dr. Weiβkopf in Morchenstern. Auf den Ruf von der neuentdeckten Mineralquelle strömten nun von Nah und Fern, besonders aus der Stadt Reichenberg viele Menschen herbei, um die Kraft und Güte derselben zu versuchen. Einige knüpften groβe Hoffnungen an diese Quelle, andere schüttelten ungläubig die Köpfe und meinten, der auffallende Geschmack rühre von der dabei befindlichen Chlorbleiche her. Der Brunnenbesitzer veranlaβte eine genauere Untersuchung der Quelle durch den Prof. Johann Jaksch in Reichenberg. Diese chemische Analyse ergab , daβ der Maffersdorfer Säuerling zu den alkalischen Eisensäuerlingen gehöre.. Sie wirken belebend, stärkend und gelinde zusammenziehend und werden bei veralteten, auf Schwäche beruhenden Krankheiten der Luftröhrenschleimhäute, bei chronischen Katarrhen, Heiserkeit, bei anfangender Schleimschwindsucht, bei Magenschwäche, Verschleimung und in der Bleichsucht mit Nutzen angewendet. (Dr. Ed. Jos. Koch )

Im Frühjahr 1866 lieβ Skollaude den Brunnen sauber einfassen, richtete das kleine Bleichhaus als Badhaus ein und brachte am Hause und der Umgebung desselben einige Verschönerungen an.

Der letzte Satz der Chronik, die ja 1866 herausgegeben wurde, lautet: Inzwischen hat die Frequenz der neuen Heilquelle diesen Sommer einen erfreulichen Aufschwung genommen und die Lage derselben an der Straβe in der Mitte zwischen zwei aufstrebenden Industriestädten inmitten einer volkreichen Ortschaft ist ein günstiger Umstand für dieselbe.


Diese Karte kam 1902 mit der k.u.k. österr. Post für 5 Heller

 


1903:
"Ich weile hie zur Kur auf Moorbäder"

In der Heimatskunde von 1904 (Band 1) heiβt es dann schon:
Die Maffersdorfer "Rudolfsquelle". Im Jahre 1892 wurde der Säuerling durch eine Genossenschaft nach den neuesten Erfahrungen und dem jetzigen Stande der Wissenschaft gefaßt. Die seit 15.März 1893 protokollierte Brunnenunternehmung Wundrak & Co. erhielt 1894 von der k.u.k. Statthalterei die Bewilligung zur Verwendung des Sauerbrunnens als Heil- und Genußmittel sowie zur Bereitung von Bädern. Der Sauerbrunn wird auch in Flaschen abgefüllt und versendet; im Jahre 1897 wurden 382.000 Flaschen abgesetzt.

In der Heimatskunde von 1904 (Band 2) ist nachzulesen:
Maffersdorf gewinnt seit einem Jahrzehnt auch als Sommerfrische und Kurort immer mehr an Bedeutung. Der "Sauerbrunn" ist fünf Minuten von der Bahnstation "Maffersdorf-Sauerbrunn" entfernt. Das Wasser ist kristallhell, auβerordentlich erfrischend und besitzt nach der neuesten Zerlegung an wirksamen Salzen 8.989 und an freier Kohlensäure 18.9275 in 10.000 Gramm. Als Heil- und Tafelwasser wurde dasselbe mit Ehrenkreuz Berlin, ferner mit vielen goldenen, silbernen und bronzenen Medaillen und Diplomen in Wien, Berlin, Prag, Venedig, Dresden, Bodenbach u.s.w. ausgezeichnet. Die seit 1902 neu eingeführten Spezialitäten: moussierende Sauerbrunn- und Moorbäder haben schon derart günstige Resultate ergeben, daβ die Badeunternehmung Wundrak & Co. nebst persönlichen Lob- und Danksagungen auch solche durch öffentliche Zeitungen erhielt. Auβerdem werden daselbst auch noch Kastendampfbäder und gewöhnliche Bäder 1. und 2. Klasse verabfolgt. In dem schmucken Brunnengebäude befindet sich auch eine behagliche Gastwirtschaft mit Gast- und Billardzimmer, Veranda und Fremdenzimmern; hiezu gehört auch ein schöner Garten.

1904 starb der Steinmetzmeister Josef Wundrak, nach dem die Kommanditgesellschaft benannt war. Nach ihm war Spenglermeister Anton Porsche persönlich haftender Gesellschafter, und Mitglieder des Konsortiums waren u.a. Willy Ginzkey, Josef Havel, Dr. Hugo Hergl, A.O. Lammel, Gustav Linke, Ignaz Schäfer, Ernst Seibt, Julius Tischer und Friedrich Wundrak als Erbe von Josef Wundrak.

In der Sparkassengedenkschrift von 1928 heiβt es dann:
Auch des "Maffersdorfer Sauerbrunn" sei Erwähnung getan. 1892 wurde das jetzige zweckentsprechende Gebäude nebst sachgemäβer Fassung ausgeführt, und der Versand hob sich in erfreulicher Weise. Leider brachte der Krieg 1914 - 1918 eine empfindliche Störung des hoffnungsvollen Betriebs, und erst seitdem das Unternehmen in Josef Weber einen neuen Besitzer erhalten hat, setzt die unverkennbare Entwicklung wieder ein.


Weber-Quelle

Zuletzt war der Sauerbrunn auch als "Weber-Quelle" bekannt nach dem letzten Besitzer. Und der Werbeslogan, "Der schlimmste Feind der Grippewelle ist heiße Milch mit Weber-Quelle", klingt vielen sicher noch in den Ohren.

Das Ende des zweiten Weltkrieges schien dann auch das Ende des Hauses zu bringen. In den achtziger Jahren sah es mehr einer Ruine gleich. Anfang der neunziger Jahre wurde mit einer Restaurierung begonnen. Ich möchte fast sagen, daβ das weiterflieβende Mineralwasser auch unseren "Sauerbrunn" wieder gesund gemacht hat; auch wenn es lange gedauert hat. Jetzt gibt es den Sprudel auch mit Geschmack. Er wird wohl mehr bei Durst als bei Halsweh helfen.

 

 

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MAFFERSDORF - Marktgemeinde im Landkreis Reichenberg - SUDETENLAND