Die Maffersdorfer Bierbrauerei

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Die Maffersdorfer Bierbrauerei

Die Maffersdorfer tranken nicht nur Milch von den vielen Kühen und Ziegen und Tafelwasser aus dem Sauerbrunn. Der Ort war weitum auch bekannt durch

das Maffersdorfer Bier.

Die Brauerei liegt am Kunnersdorfer Bach. Dieser war der wasserreichste Zufluβ zur Neiβe auf Maffersdorfer Gebiet und speiste die sieben Brauerei-Teiche und das Schwimmbad. Die Brauereiteiche waren zur Eisherstellung angelegt worden. Männer aus der Brauerei mit dicken Handschuhen trugen wöchentlich frische große Eisblöcke auf den Schultern in die Bierkeller des an die Brauerei grenzenden Wacheberges.

REICHENBERGER BIERBRAUEREI UND MALZFABRIK
IN MAFFERSDORF

war der Name dieses bedeutenden Unternehmens. Mit seinen zahlreichen Nebengebäuden und ragenden Schloten schmiegte es sich in das Seitental der Neiβe ein, so daβ es kaum störte; in der Heimatskunde heißt es, die Brauerei biete ein sehr anziehendes Bild .

1873 wurde die Brauerei von einer Aktiengesellschaft erbaut, 1882 unter dem Firmennamen A.Schöpfer & Co., ab 1883 unter der Firma Frank & Co. geführt. Ab 1890 hatte Willy Ginzkey die leitende Geschäftsführung inne. Um die Jahrhundertwende waren Groβindustrielle, Kaufleute und Fabrikanten aus Maffersdorf und Reichenberg die Inhaber. Da tauchen Namen auf wie Ginzkey, Schirmer, Aubin, Stiepel, Siegmund und auffallend viele Frauen, etwa Anna Aubin, Marie Jantsch, Martha Schmidt, Ida Schmidt-Ginzkey, Emma Siegmund. Ich hoffe, sie hatten auch etwas zu sagen und mitzubestimmen.


Brauerei Maffersdorf: automatische Faßfüllerei

Die Brauerei war damals mit den modernsten, neuesten Maschinen ausgestattet und besaβ eine eigene elektrische Beleuchtungsanlage und ausgedehnte Kellereien im Wacheberg. Ein 1,4 km langer Gleisanschluβ verband die Brauerei mit der Bahnstation Maffersdorf der Reichenberg-Gablonz-Tannwalder Eisenbahn. 1883 wurden 60.000 hl und um 1900 bereits 134.000 hl "Maffersdorfer" erzeugt. Später dürfte die Menge noch höher gelegen haben, denn es waren zwischen 200 und 250 Arbeiter in der Brauerei beschäftigt und bis zum 2.Weltkrieg besaβ die Firma noch 40 Brauereipferde zum Transport der Fässer und auch der Kutsche, wie man sieht.
Mit mehr PS wurde Dir. Dr. Röhsler von seinem Chauffeur Kouble kutschiert (siehe Foto). Dr. Röhsler leitete das Werk bis zum Kriegsende.


Auto von Brauerei-Direktor Dr. Julius Rösler mit Chauffeur Kouble


Eine andere Brauereikutsche - mit 2 PS

In den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts versuchte man sich auch in der Herstellung von dunklen, auf bayerische Art eingebrauten Bieren; und zwar mit recht gutem Erfolge, wie die Heimatskunde zu berichten weiβ.


Otto Janausch "Brauerei-Restauration" Maffersdorf


Sonntags-Frühschoppen auf der Terrasse der Brauerei-Restauration; ca. 1925
L. Gruß, R. Wöhl, K. Kirchhof, ?, ?, W. Ginzel
E. Pöhl, Herr Effenberger, F. Pilz

Zur Brauerei gehörte untrennbar natürlich, die Brauerei-Restauration, bei allen Maffersdorfern und vielen Reichenbergern ein Begriff. Sie war bis zuletzt bestens geführt und betreut von der Familie Janausch.


Brauerei-Restauration Maffersdorf

Martl Janausch-Schwarzbach schrieb mir:
"Im kühlen Wachebergkeller lagen die vielen, vielen Fässer mit 10er und 12er Lager hell und das 16er dunkle Paulusbier. Nicht zu vergessen die reichhaltige Speisekarte, welche kalte und warme Schmankerl aus der guten Küche bot: Belegte Brote, Appetitsbrote, und die berühmte warme Brauerei - Platte, welche so reichlich mit verschiedenen gebratenen Fleischspezialitäten, Gemüse und Obst bestückt war, daβ 2 - 3 Personen davon satt wurden für nur 14 Kr. An Sonn- und Feiertagen konnte man im Sommer im groβen schattigen Kastaniengarten bei Konzertmusik gemütlich verweilen und bei Bier und Essen seine Sorgen vergessen. Am Abend spielte die Kapelle zum Tanz auf und bei Walzer, Tango oder Rheinländer ging es fröhlich zu bis zur Sperrstunde. Nach Exkursionen und Besichtigungen in der Brauerei gab es anschlieβend in der Restauration 2 Biere, 2 Paar Satrapa-Würstel mit Senf, Kren und Brot gratis zu genieβen. Ja, und die vielen Hochzeiten, Feste, Weihnachten, Sylvester und die tollen Faschingsbälle sind unvergeβlich. Auch für die sportliche Jugend war gesorgt durch die schönen Tennisplätze nebenan, die fleiβig bespielt wurden ...."

Übrigens: Die Brauhausrestauration geht auf eine Idee und die Initiative Ignaz Ginzkeys zurück, um den Reichenbergern das Maffersdorfer Bier schmackhaft zu machen, da diese zunächst nichts davon wissen wollten. Die Rechnung ging auf: Der Absatz des Bieres nahm zu, je mehr Reichenberger ihren Sonntagsspaziergang über den Berg nach Maffersdorf zur Brauerei machten.

Sie wollten es dann auch in den Reichenberger Gaststätten und Läden haben. Und die Maffersdorfer konnten nun natürlich auch in Reichenberg "ihr Maffersdorfer" trinken.

 

 

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MAFFERSDORF - Marktgemeinde im Landkreis Reichenberg - SUDETENLAND