So lautete die
im Handelsregister eingetragene Anschrift der Firma am Fuβe
des Schlenzberges.
Das alte Foto
von 1911 zeigt den Gründer der Firma Gustav Vinzenz Schön
mit seiner Frau Berta geb. Alschner, die Tochter Berta
Josefine (später verh. Buchar) und den kleinen Gustl, der das
Geschäft dann vom Vater übernahm. Rechts ein Lehrbub mit
einer Drahthaspel und ein Geselle mit einem Walzenteil.
Dieser
Handwerksbetrieb ist auch ein Beispiel dafür, wie in einem
Industrieort ein Handwerksmeister flexibel, innovativ, wendig
und erfinderisch sein muβ, denn jeder Kunde stellt andere
Erwartungen und Forderungen an die Bürste, um bei diesem
Betrieb zu bleiben. Natürlich wurden bei Schön Bürsten für
den täglichen Bedarf im Haushalt hergestellt, aber
hauptsächlich war die Erzeugung auf den Bedarf von
technischen Bürsten ausgerichtet. Auftraggeber waren Betriebe
der Textilindustrie, Druckereien, Papiererzeuger, Hotels,
Fleischereien, Bäcker, Mühlen, Verkehrsbetriebe,
Bijouterien, Glashersteller, das Malerhandwerk, die chemische
Industrie und sogar eine Fluggesellschaft, die Türdichtungen
brauchte. Dafür wurden in Lederstreifen eingezogene
Bürstenreihen verwendet, wie man sie auch als Abdichtung in
Drehtüren benutzt.
Das Geschäft
lief gut, und der Kundenkreis erstreckte sich bald über ganz
Nordböhmen bis nach Pilsen und Prag. Das Holz für die
Bürsten kam aus dem Adlergebirge. Verarbeitet wurden
naturbelassenes Haar, Borsten, pflanzliche und synthetische
Fasern. Das Einziehen der Bündel in die gebohrten Löcher mit
Hilfe des Messing-, Kupfer- oder Eisendrahtes verschiedener
Stärke war eine oft schwierige und groβe
Fingerfertigkeit verlangende Arbeit. Das Herrichten der zu
verwendenden Materialien war Sache des Meisters und erforderte
Wissen um die Eigenschaften des Materials und neben dem
handwerklichen Können ein hohes Maβ an Erfahrung.
Im Betrieb
arbeiteten neben dem Meister und den Familienangehörigen bis
zu vier Fachkräfte. Die beiden Aufnahmen von 1942 zeigen das
Ehepaar Buchar an verschiedenen Maschinen. Frau Berta Buchar,
die Tochter des Firmengründers, steht an der Stanzmaschine.
Sie war überall zu brauchen und wohl die Stütze des
Betriebes. Im Vordergrund ist eine Scheermaschine zu sehen,
die das gestanzte Material auf die erforderliche Länge
schnitt. Herr Buchar ist an der Drehbank zu sehen, in die eine
Walze eingespannt ist. In Brusthöhe befindet sich der
Scheerkopf mit 4 Messern, der von einem Elektromotor mittels
eines Riemens angetrieben wird. Der Scheerapparat ist von
Gustav Schön jun. und Herrn Willy Sirowatka um 1930 gebaut
worden. Ein Patent besaβ die Firma für ihre
"Torpedobürsten", die zur Reinigung von
Rohrleitungen hergestellt wurden. Als eine Besonderheit galten
die Plansichterbürsten, die man bei der Mehlerzeugung
benötigte und aus sehr weichem, feinem Ziegenhaar hergestellt
wurden. Eine besondere Verarbeitungsart war das Pechen. Dabei
wurden die Haar- oder Faserbündel so tief in ein Pechbad
getaucht, wie das Loch im Materialträger tief war, und in das
Loch eingesetzt, solange das Pech am Bündel noch flüssig
war. Diese Bürsten fanden im Naβbereich von Brauereien
und Molkereien, bei Malern und Anstreichern und in der
chemischen Industrie Verwendung. In einem Ort mit
Teppichindustrie ist es nicht verwunderlich, daβ bei
Schön eine Teppichkehrmaschine entwickelt worden war.
Nach 1945 hat
Gustav Schön jun. im bayerischen Erding noch einmal eine
Bürstenerzeugung aufgebaut. Aber der Verlust des väterlichen
Betriebes und damit auch seines Lebenswerkes haben ihn schwer
getroffen. Er starb 1979 im Alter von 73 Jahren im Altenheim
in Töging. Seine Schwester Berta Josefine Buchar starb schon
1967 fern der Heimat in Chicago.