Pfarrer Josef Augst

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Pfarrer Josef Augst,
ein Sohn Maffersdorfs
und sein letzter deutscher Seelsorger.

 

Josi Augst wurde am 29.1.1909 als 4. Kind des Schneiders Johann Augst und seiner Ehefrau Karolina in Maffersdorf geboren, feierte dort am 23.6.1935 seine Primiz und starb am 18.10.1984, ein kappes Jahr vor seinem goldenen Priesterjubiläum in Innsbruck an Herzversagen.

Zwischen diesen wenigen Daten liegt ein bewegtes Priesterleben in einem Jahrhundert technischer, wirtschaftlicher und politischer Umwälzungen mit zwei Weltkriegen. Ich möchte den Versuch machen, es ein wenig nachzuzeichnen. Dabei halfen mir der Nachruf meines Vaters zum Tode von Pf.Josi Augst im Reichenberger Heimatblatt (Dez.1984) und die lebenslaufähnliche Festschrift, die Josi Augst zu seinem 40jährigen Priesterjubiläum selbst herausgab.

1918 starb der Vater Johann Augst, und die Mutter muβte allein die Lasten und Sorgen für die Kinder in der schweren Zeit nach dem 1. Weltkrieg tragen. Pfarrer Augst hat ihr in dankbarer Erinnerung seine Festschrift gewidmet. Nach dem Besuch der Volks-und Bürgerschule - in dieser Zeit war er 3 Jahre Ministrant gewesen - entschloβ er sich 1923 zum Priesterberuf. Da folgten 7 Jahre im Jesuitengymnasium in Mariaschein und 5 Jahre Theologiestudium in Leitmeritz, wo er 1935 geweiht wurde.

Seine ersten Wirkungsstätten nach der feierlichen Primiz in Maffersdorf waren Bodenbach, Kreibitz, Aussig und Groβstochau. In diese Zeit fiel der Anschluβ des Sudetenlandes an das Deutsche Reich. Die Familie Augst und natürlich auch Kaplan Augst waren Gegner der nationalsozialistischen Diktatur. Der Geistliche machte auch in seinen Predigten keinen Hehl aus seiner Überzeugung. Dies und sein Einsatz für die katholische Kirche brachten ihn schlieβlich in Konflikt mit dem Regime, und ein Gestapobeamter äuβerte sich dem Bruder Hans gegenüber: "Wer so wie ihr Bruder als katholischer Priester für die katholische Kirche arbeitet, dessen Eifer muβ gedämpft werden." Am 15.6.1942 brach er zusammengeschlagen hinter der Gefängnistür in Aussig zusammen. In kurzen Abständen folgten die Verlegungen in die Gefängnisse Eger, Hof und Nürnberg. Am 2. September 1942 wurde er endgültig in das KZ Dachau überstellt. Heute, nachdem uns die Dokumente und Filme über die NS-Gefängnisse und Konzentrationslager zugänglich sind, können wir den Kreuzweg der Nr.35600, der bis zum 6. April 1945 dauerte, erahnen. Am 8. April, dem 70. Geburtstag seiner Mutter, war er zu Hause im Maffersdorf. Nur ein paar Wochen später begannen im Sudetenland die Vertreibungen der Deutschen. Nach der Ausweisung Dechant Bichlers übernahm er die Pfarrstelle in Maffersdorf. Darüber hinaus oblag ihm noch der Seelsorgedienst in verwaisten Pfarreien der näheren und weiteren Umgebung. Regelmäβig hat er auch in den Ausweisungslagern in Reichenberg, Reichenau, Reinowitz und Proschwitz Besuche gemacht und Gottesdienst gehalten. An seinem 52. Geburtstag bekam er seine Versetzung ins Innere der Tschechei, nach Vlastibovice, mitgeteilt, und so hielt er am 24.2.1951 die letzte Meβfeier in der Maffersdorfer Kirche. War er den kommunistischen Machthabern auch zu aktiv gewesen? In den nächsten 5 Jahren hatte er wiederum mehrere z.T. weitauseinanderliegende Gemeinden zu betreuen, wieder zu allen Jahreszeiten zu Fuβ oder mit dem Rad.

1956 dann konnte er mit seiner Mutter nach Bayern in die Erzdiözese München ausreisen, wo auch seine Geschwister waren. Sein erster Wirkungsort war Walkersaich, dann folgte Polling. Dort konnte er 1960 sein Silbernes Priesterjubiläum feiern. Wegen seiner angegriffenen Gesundheit wurde ihm 1962 das Expositurhaus in Reithofen als Wohnung zugewiesen. In der Folgezeit widmete er sich der Aushilfsseelsorge im In- und Ausland. Er nannte sich selber einmal einen Bettler Gottes. In reichem Maβe sammelte er Spenden und unterstützte Missionen, Leprastationen, heimatvertriebene Landsleute und bewahrte die Maffersdorfer Kirche vor dem Verfall. Wenn man diesen Lebenslauf liest und sich all die vielen Stationen und Wegstrecken vergegenwärtigt, so kann man ihn auch einen unermüdlichen Wanderer auf Gottes Wegen nennen, der seine Heimat und sein Ziel erst in der Ewigkeit fand. Sein Leben war ausgefüllt mit Arbeit und Mühen, mit Leiden und Enttäuschungen, mit Freude und Freunden und, wie er selber sagt, mit vielen heimlichen Wundern. 1976 erhielt er das Bundesverdienstkreuz. Ich meine, es war ein verdienter weltlicher Dank für seine Leistungen. In Haar bei München fand er seine letzte Ruhestätte.

Sein Primizbild trug folgenden Satz aus dem 1.Brief des Paulus an Timotheus:

Dank weiβ ich Dem, der mich stark gemacht hat, Jesus Christus, unserem Herrn, daβ er mich für treu erachtete und für seinen Dienst bestimmte.


Primiz des Hochw. H. Josef Augst
Maffersdorf, 23.6.1935

 

 

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MAFFERSDORF - Marktgemeinde im Landkreis Reichenberg - SUDETENLAND