Dechant
Peter Bichler
Gut einen
Monat nach seinem 70. Geburtstag ist er am 18.5.1952 in Hamm
bei Konz verstorben. Auf seinem Sterbebildchen fand ich
folgenden Lebenslauf:
Der Ewige
Hohepriester nahm heute, am Bittsonntag,
seinen treuen Diener
den
hochwürdigen
Herrn Peter Bichler
Dechant und
Pfarrer v. Maffersdorf (Sudetengau),
Bischöflicher Notar,
zuletzt Pfarrverwalter von Hamm,
versehen mit
den Gnadenmitteln der kath. Kirche,
zu sich in sein himmlisches Reich.
Er war geboren
am 8.April 1882 in Welschbillig, wurde zum Priester geweiht am
7.Juli 1907 in Leitmeritz. Als Kaplan wirkte er in Röchlitz
und Wiese, als Pfarrer in Christofsgrund, Oschitz und von 1922
bis zu seiner Vertreibung im September 1945 in der gro βen
Industriepfarrei
Maffersdorf. Aufnahme gewährte ihm seine Heimatdiözese
Trier, wo er segensreich in Papiermühle und zuletzt in Hamm,
je 3 Jahre, wirkte. Besondere Verdienste erwarb er sich in der
Diözese Leitmeritz im Kampf für die Kirche Christi als
Prediger und Redner im öffentlichen Leben.
Zwei Jahre vor
seinem Tod sandte er das Foto, auf dem er mit seiner Schwester
zu sehen ist, und einen Brief an die Familie Kunert, in dem es
u.a. heiβt:
..."Schwester hat viel Arbeit in unserem riesengroβen
Pfarrgarten; ich selber kann nicht helfen. ... Gott gebe Euch
seinen Segen zu allen Bemühungen für Euch und Eure Kinder !
Euer alter Dechant Bichler." Da ging er am Stock, wie man
sieht. Mir ist er als tatkräftiger, groβer und resoluter
Mann in Erinnerung. Den Kaplänen
war er ein väterlicher Freund. Die Maffersdorfer rühmen ihn
in vielen Briefen als hervorragenden Prediger, den auch
Andersdenkende anerkannten, als guten Priester und trotz
seiner kleinen Fehler als hochgeachteten, mutigen Mann. Er war
sicher ein ausgezeichneter Organisator und auf jeden Fall ein
Mensch, der die Geselligkeit und ein Gläschen guten Weines
liebte. Da verleugnete er seine Heimat an der Mosel nicht.
Es
gäbe bestimmt viele Anekdoten von ihm zu erzählen. Eine will
ich weitergeben, die mir ein ehemaliger Ministrant erzählte:
Bei der letzten Firmung (1942) hatte der ganze kirchliche
Dienst mit dem Dechant vor dem Haupteingang zur Kirche schon
Aufstellung genommen. Da kam Herr Herbert Müller ganz
aufgeregt mit der Meldung, der Bischof (Dr. Anton Weber) sei
eben am Pfarrhof vorgefahren. Dechant Bichler meinte darauf
ganz trocken, er werde die Kirche wohl finden, sie sei ja groβ
genug. Sehr stolz sei er immer gewesen, wenn an Ostern bei der
Männerkommunion 500 gezählt wurden, weiβ ein
Ministrant, der während des Krieges in der Pfarrei Dienst tat.
Zur
Erinnerung an das 25jährige Priesterjubiläum
des Herrn Dechant Peter Bichler
in Maffersdorf am 17. Juli 1932
Gottesdienst=Ordnung
Maffersdorf, 24.III.23
P. Bichler, Pfr.
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