Johann von Heister und sein Freibrief

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 JOHANN VON HEISTER
(um 1650)

Wie auf Gut Dörfel die Robot erlassen wurde.
nach A. Jäger

 

Ich muβ ein paar Sätze vorausschicken: Robot ist das tschechische Wort für Fronarbeit. Im Althochdeutschen bedeutet "fro" Herr, "fron" dem Herrn gehörig; in unserer Sprache haben wir diesen Wortstamm noch in "Fronleichnam". Die Robot oder der Frondienst belastete im Mittelalter besonders die bäuerliche Bevölkerung. Den Anspruch darauf machte die jeweilige Grundherrschaft geltend. Meistens handelte es sich um Hand= und Spanndienste, die an einer bestimmten Anzahl von Tagen im Jahr für die Herrschaft unentgeltlich zu verrichten waren. Den Bauern, Gärtnern, Häuslern und Inleuten (=Untermieter) war eine unterschiedliche Zahl von Tagen auferlegt. Dazu kam noch, daβ auch Strafen in Robottagen verhängt werden konnten. So heiβt es etwa in den Vorschriften für Richter / Scholzen (1662):

Artikel 7

Die Weiber der Untertanen, so ihren Männern ungehorsam oder sie gar mit Schlägen traktierten, sollen erstlich mit etzlichtägiger Robot gestraft werden, ingleichen auch der Mann, da er bei guten Leibeskräften und solches von seinem Weibe leidet.

Artikel 8

Wann Weiber sich miteinander rauften oder schlügen, sollen sie ... jede 4 Tage extraordinari roboten und da es das andremal geschehen,... mit 8tägiger Robot bestraft werden.

Nun noch zum Gut Siebendörfel (Dörfel, Maffersdorf A.S., Langenbruck, Jerschmanitz, Saskal, Jaberlich, Schimsdorf A.S. und Kohlstatt). Es ist für uns von Wichtigkeit, weil Dörfel und Maffersdorf links der Neiβe dazugehörten. Dieses Gut nebst anderen kam durch einen kaiserlichen Schenkungsbrief vom 5. Juli 1636 an Graf Isolani (1586-1640) als Belohnung für ausgezeichnete Dienste. Er "verkaufte" sie an Unterhauptleute seiner Heeresabteilung als "Lehngüter" weiter. Gut Siebendörfel erhielt damals Jakob Reinhard v. Heister für 9.000 Gulden. Dieser hatte in Reichenberg seinen Wohnsitz und einen Sohn, der ihm in der Herrschaft nachfolgte: Johann von Heister.

Jäger vermerkt in der Chronik: "Johann von Heister verdient einen ganz besonderen Ehrenplatz in der Geschichte unserer Dorfschaften. Er war zwar kein berühmter Kriegsheld, noch sonst ein hoher Würdenträger, aber ein edler Mensch, ein humaner und gütiger Herr, denn er ist es gewesen, der seinen Siebendörfler Untertanen gegen einen mäβigen Geldzins die Robot erlieβ, und zwar in einer Zeit der gröβten feudalen Bedrückung, wo eine solche Handlung der Milde fast ohne Beispiel war. Auβerdem verlieh er ihnen noch ungewöhnliche Freiheiten im Gewerbewesen, wie sie anderwärts kaum den Städten zuteil wurden."

 

Der Heistersche Freibrief

war in die kaiserliche Landtafel zu Prag eingetragen und 207 Jahre später von den Dörflern dort abgeschrieben worden. Aber das ist die nächste Geschichte schon. In dem Brief heiβt es sinngemäβ, daβ Johann von Heistern, Herr auf Neundorf, Mühlscheib und Gut Dörfel beurkunde und bekenne für sich, seine Erben und nachkommende Besitzer des Gutes Dörfel, daβ er mit seinen treuen Untertanen, die ihm als ihrer Obrigkeit, Roboten, Hofarbeiten und andere Dienste von rechtswegen schuldig seien, einen Vertrag schlieβe. Er befreie dieselben, ihre Erben und alle Nachkommen von Roboten und Diensten mit Roβ, Wagen, Pflug oder Eggen, oder mit der Hand, alle und jede, wie sie den Namen haben oder erdacht werden mögen. Was die Handwerker anginge, sollen sie ohne Verhindernis aller Zunft und Zechen befreit sein, weswegen ein jeder ihm jährlich 35 Kreuzer abzustatten schuldig sei. Der Vertrag wurde zweifach mit Siegel und Unterschrift am 13. Mai 1651 ausgefertigt.

Der jährliche Zins betrug danach für 
Bauern je nach Gröβe 2 Gulden 36 Kreuzer bis 4 Gulden 54 Kreuzer, 
f
ür Gärtner 1 Gulden 30 Kreuzer bis 2 Gulden 5 Kreuzer 
und für Häusler 1 Gulden 17 1/2 Kreuzer. 
Inleute, Witwer und Witwen unter den Häuslern waren abgabefrei.

 

 

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