Rudolf Quaiser - Ein Leben für Ginzkey

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RUDOLF QUAISER
( 1864 – 1945 )

Die Arbeit seines ganzen Lebens galt der Fa. Ginzkey
 

 

Rudolf Quaiser wurde am 25.April 1864 in Dörfel Nr. 209 geboren und am 30. April in der Maffersdorfer Kirche von Kaplan Franz Schwertner getauft. Seine Eltern waren Josef Quaiser aus Dörfel und Anna, Tochter des Bauern Franz Appelt in Maffersdorf l/N Nr. 211. Ans Licht der Welt hob ihn Karoline Halbig, Hebamme in Maffersdorf. Unter seinen vier Taufpaten waren Anna, die Frau des Tuchscherers Johann Quaiser in Röchlitz, und Adelheid, die Tochter des Werkführers Stefan Schäfer. Johann Quaiser war wohl sein Onkel. Stefan Schäfer war der Sohn des letzten Richters Aicher Seits und seit der Gründung der Firma Ginzkey für diese tätig. Der Vater Rudolfs trat 1855 als Deckenweber bei Ginzkey ein und blieb 44 Jahre im Betrieb. So konnte es eigentlich gar nicht anders kommen, auch Rudolf entschied sich seine Berufslaufbahn bei Ginzkey anzutreten. Mit 14 Jahren beginnt er dort seine Tätigkeit als Zeichner und Colorist, er war also für die Farbzusammenstellung der Teppiche zuständig. Sein älterer Bruder Josef war vor ihm 5 Jahre als Musterschläger bei Ginzkey, seine beiden jüngeren Brüder treten nach ihm ein; Franz arbeitet 7 Jahre im Schersaal, und Emil bleibt 9 Jahre als Zeichner. Rudolf übertrifft den Vater und die Brüder weit. Er bleibt bei der Firma 53 Jahre lang, bis zu seinem Ausscheiden 1931. Treu geblieben ist er der Familie und dem Betrieb Ginzkey aber bis an sein Lebensende. Mit 77 Jahren, drei Jahre vor dem 100jährigen Bestehen, schrieb er eine Art Chronik der Firma I. Ginzkey, 85 Seiten in sauberer, schöner Handschrift. In ihr sind nicht nur das Werden der Fabrik und die einzelnen Abteilungen beschrieben, sondern auch viele, viele Arbeiter und Angestellte mit Namen, Tätigkeit und Dienstzeit von der Gründung bis zum Jubiläum aufgeführt. Es muβ eine lange Arbeit gewesen sein. Da noch einige Eintragungen mit Bleistift zu finden sind, hat er das Buch wahrscheinlich weiterführen wollen. Hinderte ihn der Tod daran? An seinem 81. Geburtstag, am 25. April 1945, ist er (lt. Sterbeurkunde) an einem Gehirnschlag gestorben. Gott war ihm gnädig, er hat ihn das Ende der weltberühmten Firma nicht mehr erleben lassen und ihm die Vertreibung aus seinem schönen Haus oberhalb des Hentschelbäckers erspart. In ihm war er mit seiner Frau und den beiden Kindern, Oswald und Ida, glücklich gewesen. Geheiratet hatte er am 8. Oktober 1889 Fräulein Maria Magdalena Jung aus Dörfel. Die hohe Wertschätzung, die Rudolf Quaiser bei Ginzkey genoβ, belegt das Kondolenzschreiben an seine Tochter Ida.

 


Knüpfereileiter Ferdinand Tugemann zum 50jährigen Dienstjubiläum 1927

 

 


 

 

Aus seiner Betriebschronik (Stand 1943)*:

 

Werktätige Generationen

 

Familie

Dienstjahre Beruf

Vater  Josef Hauser  1845 - 1883 = 38 J.  Weber Meister
Sohn  Julius Hauser 1868 - 1901 = 33 J.  Zeichner Lohnrechner Warenspediteur

Vater  Josef Halbig 1845 - 1891 = 46 J. Weber Meister Webereileiter
Sohn Josef Halbig 1873 - 1929 = 56 J. Zeichner Zeichnereileiter
Tochter Josefine verh. Wöhl          - 1898 Zeichnerin

Vater Stefan Schäfer 1845 - 1885 = 40 J. Weber Webereileiter Direktor
Sohn Franz Schäfer 1865 - 1872 = 7 J. Buchhalter
Sohn Rudolf Schäfer 1867 - 1874 = 7 J. Zeichner
Sohn Emil Schäfer 1881 - 1930 = 49 J. Lohnberechnung
Sohn Max Schäfer 1893 -  jetzt Leiter der Papierspinnerei
Tochter  Rosa verh. Hübner 1886 - 1891 = 5 J. Zeichnerin/Telefon
Tochter Auguste verh. Kirchhof 1893 - 1898 = 5 J.  Telefon

Vater  Ignaz Purde  1861 - 1876 = 15 J.  Weber
Sohn  Ignaz Purde  1877 - 1894 = 14 J.  Spuler/Weber
Enkel  Ignaz Purde  1911 - 1938 = 27 J.  Spuler/Weber
Enkelin  Elfriede verh. Augst  1908 - 1925 = 17 J.  Axminsterweberin
Enkelin  Hermine verh. Pfeifer  1910 - 1922 = 12 J.  Axminsterweberin

Vater Jakob Hauser 1864 - 1905 = 41 J. Färbereivorarbeiter
Sohn  Josef Hauser 1896 - 1914 = 18 J.
im Krieg gefallen
Spuler englisch Weber
Tochter Anna verh. Ludwig 1899 -  jetzt Knüpferin
Enkel Gustav Hauser 1924 -  jetzt Spuler, engl.Weber engl.Webermeister

Vater  Franz Dachmann  1861 - 1878 = 17 J.  Deckenweber Aufseher
Sohn  Eduard Dachmann  1877 - 1931 = 54 J.  Spuler, engl.Weber Webermeister
Sohn  Karl Dachmann  1884 -  jetzt = 60 J.  Spuler, engl.Weber
Tochter  Josefine Dachmann  Setzerin
Tochter  Anna Dachmann  Setzerin
Enkel  Emil Dachmann
Enkel  Eduard Dachmann  1910 -  jetzt  Beamter: Kunstwolle
Enkel  Alfred Dachmann          -  jetzt engl. Weber
Enkelin  Marta Dachmann          -  jetzt  Telefonistin

Vater  Josef Matzig  1874 - 1903 = 29 J.  Rauher, Musiker
Sohn  Emil Matzig  1890 - 1932 = 42 J.  Betriebsbüro
Sohn  Hugo Matzig  1898 -  jetzt  Deckenweber
Tochter  Berta verh. Dachmann 1888 - 1895 = 7 J. Knüpferin
Tochter  Marie Dachmann  1892 - 1898 = 6 J.  Knüpferin
Enkel Emil Matzig  1938 -  jetzt  Garnbüro

Vater  Franz Hörbe  1855 - 1906 = 51 J.  Handdeckenweber
Sohn  Anton Hörbe  1877 - 1916 = 39 J.  Spuler, Juteweber
Tochter  Adeline verh. Hoffmann  1882 - 1933 = 51 J.  Knüpferin
Tochter  Anna verh. Lang  1884 - 1891 = 7 J.  Knüpferin
Tochter  Berta verh. Seibt  1887 - 1912 = 25 J. Knüpferin

Vater  Franz Wundrak  1859 - 1911 = 52 J.  Rauher
Sohn  Franz Wundrak  1874 - 1931 = 57 J.  engl. Weber
Sohn  Josef Wundrak  1882 - 1931 = 49 J.  Zwirnereimeister
Sohn  Gustav Wundrak  1887 - 1932 = 45 J.  Färbereimeister
Sohn  Heinrich Wundrak  1889 - 1936 = 47 J.  Färbereimeister
Enkel  Rudolf Wundrak

jetzt

Lehranstalt für Weberei

Vater  Franz Koutnik  1862 - 1901 = 39 J.  Handdeckenweber
Sohn  Rudolf Koutnik  1899 - 1932 = 33 J.  Zeichner
Tochter  Marie verh. Linek  1892 -  Knüpferin
Tochter  Julie verh. Ilchmann 1894 - 1901 = 7 J.  Gobelinweberin

Vater  Augustin Porsche  1851  Färber
Sohn  Franz Porsche  1871  Färber
Sohn  Ignaz Porsche  Färber
Tochter  Emma verh. Brosche  Knüpferin
Tochter  Anna Porsche          - 1906  Zeichnerin
Enkel  Gustav Porsche  1900 -  jetzt  Beamter
Enkel  Oskar Porsche  engl. Weber
Enkel  Karl Brosche  Beamter
Enkel  Reinhold Brosche  Beamter
Enkel  Josef Porsche  Beamter
Enkelin  Emma Porsche  Spulerin

 


)* Die Angaben bei Karl Dachmann deuten darauf hin, daβ Herr Quaiser Ende 1944 an der Vollendung der Daten gearbeitet hat. Einige Zeilen sind mit Fragezeichen versehen. Bei der Familie Porsche - Brosche sind nur die Namen und Berufsbezeichnungen und nur lückenhafte Zeitangaben aufgeschrieben. Anschlieβend sind zwei Seiten für weitere "Ginzkeyfamilien" vorbereitet. Somit kann man wohl sagen, daβ die vorstehenden Angaben den Stand auch bei der Vertreibung dokumentieren.

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