HILDE
BEUTEL
( * 1925 )
Der
gute Geist der Heimatverbliebenen
Gedicht von
Hilde Meisnar 1993
Ich
brenge euch heute amol enn Bericht
ieber unsre Ausschu βmitglieder,
doas is meine Pflicht.
Mier
sein neun Frou'n, Vorsitzende Hilde Beutel oa dr
Spötze,
doch de Hälfte vo uns is kaum noch woas nötze.
Dreie kumm' schun mit Steck'n geschlichn,
andre kriegn kejne Loft, könn' kaum noch kriechn,
doch halfn tut jeder, woas ar ok koan.
No, fang' mr ok schiene vo vorne oa:
Unsere
Vorsitzende, ja die is noch die Beste,
se stieht ja ou of a Fiss'n noch feste.
Se mu β
aber ou remrenn', fost jedn Tag
ejne Sitzung, Konferenz oder Plenum bis ei Prag,
muβ Busse bestelln, Ausfliege organisiern,
Berichte
schreibn und telefoniern.
Ja, stünde die uns ne immer zur Seite,
wär unsere Gruppe bestimmt schun längst pleite.
Unserer
Kassiererin Annl will's ou ne rajcht klappn,
se mu β
oft verdommt nouch Oud'n schnappn.
Se woar jetz a ganz poar Wochn krank,
doch nu is es wieder besser, Gott sei Dank!
Vill Juhre tut se schun de Vereinskasse haln,
und nie toate dou a Kreuzer fahln.
Die
Stara Trude, bei uns schun lange drbei,
macht gerne ane Hetz und ane Luderei.
De Schönbeckn und Dolenska sein ou öfter kränklich,
doch wenn's amoul ne su bedenklich,
sein se zur Stelle, wolln sich ne drückn,
und wenn se mit Blum'n de Tische schmückn.
De
Meier Edith, noch jung zum Glicke,
die hot amoul zu alln Geschicke.
Als Ansagerin is se wie geprägt,
wenn ou 's Harze bis zum Holse nuff schlägt.
Se besucht enn Spitoale unsere Krankn.
Dafür müss' mr sich, liebe Edith, bedankn.
Dann
hon mr noch de Wilma und de Margit drbeine,
doas sein die Jüngstn bei dan Ausschu βvereine.
Mir sein recht fruh, doaβ mr se honn,
se stelln sich ou zu olln gutt oa,
machn Krankenbesuche, deklamieren und sing',
sein immer dou, wenn 's hejβt wuhi spring'.
Heut'
solln mr zwej junge Mitglieder kriegn.
Dou könn ja mir Aal'n ruhig ausfliegn.
"Nej,"
mejnt unsre Hilde, "ich behal euch olle!
Ihr bleibt meine Getreuen ei jedn Folle.
Und wenn 's nemmieh gieht, doas verspreche ich feste,
bleibt ihr unsere Ehrengäste."
Dankschön, liebe Hilde, mir sojn drs immer ofs neu,
mir bleibn dir ou en Storme treu.
Ou olle unsere Mitglieder schätzen dich sehr,
vo dan' macht dir niemand doas Labn schwer.
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Ich füge noch
hinzu, da β
Frau Hilde Beutel (1925 in Maffersdorf geboren und seitdem in
den Lobelbirken zu Hause) sich seit 40 Jahren um die in
Maffersdorf verbliebene Gruppe der deutschen Minderheit
uneigennützig gekümmert hat. Anfangs stand sie ihrem Vater
Julius Beutel, Alfred Neumann und Josef Barta zur Seite als
Sängerin und Schauspielerin bei den Veranstaltungen der
deutschen Kulturgruppe. Seit 1969 führt sie selbst den
Kulturverband in Maffersdorf. Hilde Meisnar ist ihre
Stellvertreterin. Daβ heute noch
deutsches Kulturleben in Maffersdorf möglich ist, ist Frau
Hilde Beutel zu danken. Das sollte Anerkennung finden.
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