Vorwort zum
Nachtrag
Wenn Sie die Chronik
von Maffersdorf lesen oder gelesen haben, dann ist Ihnen
exemplarisch ein Teil der Geschichte der Deutschen in Böhmen
begegnet; oder, wenn Sie so wollen, der Geschichte der
Deutschen in den Sudetenländern. Immer wieder in den
einzelnen Kapiteln blitzt kurz das Problem auf, welches ein
Nationalitätenstaat oder ein übernationales Staatengebilde
für eine Minderheit in demselben mit sich bringt. Dieses
Problem ist uralt und brandneu und beschränkt sich nicht auf
Österreich-Ungarn, Böhmen oder die Tschechoslowakei. Wenn
die in solchen Staaten entstehenden existentiellen Fragen
nicht auf faire, brüderliche Art verstanden, angegangen und
gelöst werden, werden Unfrieden, Haβ und Miβgunst
immer wieder - weltweit - zu solchen furchtbaren menschlichen
und völkischen Tragödien führen, wie auch Maffersdorf sie
1945 erlebt hat.
Die Maffersdorfer der Erlebnisgeneration brauchen zur Chronik
eigentlich keine Erklärung oder Ergänzung; sie haben selbst
die ganze tragische Geschichte erlebt und erlitten oder durch
ihre Eltern von deren Entwicklung erfahren. Für alle, die
Maffersdorf nicht mehr erlebt haben, oder für Auβenstehende,
die Interesse am Schicksal der Maffersdorfer und Vertriebenen
von 1945/46 haben, will ich in diesem Nachtrag Maffersdorf
und sein Schicksal in einen gröβeren Zusammenhang
stellen, um für die nachfolgenden Generationen ein wenig zum
besseren Verständnis und zu objektiver Beurteilung der
Geschichte beizutragen. Das kann nur sehr gedrängt und
stichpunktartig erfolgen. Es gibt viele Bücher und Schriften
zum Thema "Sudetendeutsche Geschichte", in denen Sie
sich umfassend informieren können.
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