"Die
Sudetendeutsche Landsmannschaftbetrachtet sich als die
auβerhalb der Heimat gegebene Gestaltung der
sudetendeutschen Volksgruppe und diese als Glied des
deutschen Volkes. Sie ist sich, erst recht in der
Notzeit, der Schicksalsverbundenheit mit Deutschland
bewuβt. Sie ist bereit, mit allen übrigen aus
der Heimat vertriebenen Deutschen zur Vertretung
gemeinsamer Interessen zusammenzuarbeiten.
Die
sudetendeutsche Volksgruppe betrachtet es als ihre
Aufgabe, sich selbst dem deutschen Volke zu erhalten,
ihr Heimatbewuβtsein und den Rechtsanspruch auf
die Heimat wachzuhalten und ihr grenzdeutsches
Erfahrungsgut dem Deutschtum zu vermitteln. Ihr Ziel
ist die Wiedergewinnung der Heimat. Im Kampf um die
Erreichung dieses Zieles erwartet sie die
Unterstützung des ganzen deutschen Volkes, wie auch
die aller anderen Völker, die für Recht und
Menschenwürde einzutreten bereit sind.
Die
Erfüllung der Aufgabe, Existenz und Substanz der
Volksgruppe zu sichern, setzt die Erhaltung und
Förderung jedes Einzelnen voraus und verpflichtet
alle Sudetendeutschen ohne Unterschied der Herkunft,
der Konfession, der Parteizugehörigkeit und des
sozialen Standes zu gegenseitiger Hilfeleistung und
Zusammenstehen auf allen Lebensgebieten. Die
Existenzen müssen durch eine planmäβige
gegenseitige Wirtschaftshilfe gesichert, das
Heimatbewuβtsein muβ durch den Einsatz aller
kulturellen, der Rechtsanspruch auf die Heimat durch
den Einsatz aller politischen Kräfte wachgehalten
werden.
In der
Erkenntnis, daβ Deutschland und die
sudetendeutsche Volksgruppe in erhöhtem Maβe
nicht mehr Subjekt, sondern Objekt der internationalen
Politik sind, sieht die sudetendeutsche Volksgruppe in
der Arbeit an ihrem inneren Aufbau und in der
Aufklärungsarbeit in aller Welt ihre derzeit beste Auβenpolitik.
Sie will zum Zeitpunkt einer Gestaltungsmöglichkeit,
die ihr die Wiedergewinnung ihrer Heimat verspricht,
geschlossen bereitstehen, um dann ihr künftiges
Schicksal aus eigener Verantwortung selbst entscheiden
zu können. Sie lehnt daher einen Streit um auβenpolitische
Wunschbilder, Theorien und Doktrinen ab, zumal durch
ihn die erforderliche Einheit der Volksgruppe
gefährdet und ihre Aufspaltung unvermeidlich wäre.
Die sudetendeutsche Volksgruppe ist gewillt, mit allen
geistigen, wirtschaftlichen und sittlichen Kräften an
einer Neugestaltung Europas zu einem einheitlichen
Wirtschaftsgebiet auf der Grundlage der
Selbstbestimmung seiner Völker mitzuarbeiten. Da die
Anerkennung einer Kollektivschuld allen gesitteten
Auffassungen widerstreitet, betont die Volksgruppe
trotz aller furchtbaren Erfahrungen seit 1945, daβ
sie Europa nicht auf Vergeltung und Rache, Haβ
und Ressentiments, sondern auf Rechtsgrundsätzen und
der Wahrung der Menschenwürde unter allen beteiligten
Völkern aufgebaut wissen will."
Detmold,
den 25. Januar 1950
Dr.
Rudolf Lodgman von Auen
Sprecher der SL