Die Neisse

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DIE NEISSE

Der größte Teil des Bezirkes Reichenberg sammelt seine Wasser in der Neiße und schickt sie durch die Oder (Oder-Neiße-Linie !) der Ostsee zu. Sie ist der Hauptfluß der Reichenberger Senke und das wichtigste Gewässer des ganzen Jeschken-Iser-Gebietes. Sie wird zum Unterschiede von der Schlesischen oder Glatzer Neiße auch Lausitzer oder Görlitzer Neiße genannt. Der Name wird einmal vom althochdeutschen "ne-izjan", dann mittelhochdeutschen "ne-izen" = schädigen, verderben hergeleitet (Prof. Franz Hübler). Er könnte auch (nach Franz Töpper) vom altkeltischen Gaunamen "Nisane" herrühren. In alten Urkunden ist in der Maffersdorfer Gegend ja auch ein Ort "Nysa" erwähnt. Im Sorbischen heißt der Flußname Nißa.

Die Gesamtlänge der Neiße vom Ursprung bis zur Mündung beträgt 256 km, 50 km davon entfallen auf Böhmen. Das gesamte Stromgebiet umfaßt 4250 km², in Böhmen sind es 903 km².

Nach diesen allgemeinen Sätzen wieder zurück in unsere engere Heimat Maffersdorf und seinen Anteil an der Neiße. Ich zitiere zuerst aus der Heimatskunde v. A. Ressel 1.Bd. 1903-04.

" Die Görlitzer Neiße entspringt in drei Quellflüssen als Gablonzer, Friedrichswalder (Weiße) und Schwarze Neiße auf der Südwestabdachung des Isergebirges... Als Hauptquellfluß muß wegen der Talrichtung die Gablonzer Neiße betrachtet werden; diese entquillt dem sogenannten " Neißebrunnen " auf dem westlichen Abhange des an das Schwarzbrunngebirge anschließenden Neudorfer Plateaus in einer Höhe von 650 m .... Die Friedrichswalder Neiße, der bedeutendste der drei Quellflüsse, entspringt nördlich von Friedrichswald auf der Moosbeerheide, einer flachen, sumpfigen Mulde in einer Seehöhe von 760 m. Sie erreicht nach ungefähr viertelstündigem Lauf das Gebirgsdorf Friedrichswald ... stürzt in südlicher Richtung ... in raschem Lauf zu Tal, von einem Wasserwerk zum anderen eilend ... Hierauf eine Strecke in ruhigerem Lauf dahinfließend, tritt sie dann in das romantisch schöne, durch nahe tretende Berge eingeengte Brandeltal, wo sie sich mit der Gablonzer Neiße vereinigt. Die Neiße tost nun in starkem Gefälle über die Felsblöcke ihres Bettes, tritt in Maffersdorf zuerst mit ihrem linken und ungefähr zwei Kilometer weiter auch mit ihrem rechten Ufer in den Reichenberger Bezirk ein und nimmt hier ein vom Proschwitzer Kamm kommendes Grenzbächlein auf, den Höllebach. Ebenfalls noch in Maffersdorf wird die Neiße verstärkt durch den Kunnersdorfer oder Neuroder Bach, sowie durch das sogenannte Neuroder Wasser. In Niederdörfel fließt ihr der auf dem Nordwestabhange des Kaisersteins entspringende ... forellenreiche Wiesenbach zu. ... Der dritte Quellfluß, die Schwarze Neiße, entspringt südöstlich vom Mittagsberg (Isergebirge), 817 m hoch, und berührt aus dem Walde heraustretend, auf eine kurze Strecke den unteren Teil von Rudolfstal .... Hier hat stellenweise die Menschenhand der sonst wild zu Tal stürmenden Tochter der Berge Fesseln angelegt,...ihre Kräfte in den Dienst der immer mächtiger sich ausbreitenden Industrie zu stellen und viele Tausende surrender Spindeln zu drehen und Webschützen zu jagen. Da lichten sich zu beiden Seiten die Waldungen, an den steilen Berglehnen grüßen die ersten Häuser von Kathrinberg und Ruppersdorf, das trotzige Wasser zu langsamen laufe mahnend ... In kurzer Zeit hat die schwarze Neiße Alt-Habendorf erreicht, wo sie angesichts eines hohen Eisenbahn-Viaduktes ihren beiden Schwestern ... die Hände reicht." Daß auch damals schon Raubbau betrieben und die Umwelt geschädigt wurde, ist ein paar Zeilen weiter zu lesen: "Sie hat ... auf einer Strecke von 7 km nicht weniger als 25 Fabriken teils durch ihr Gefälle, teils durch das Speisen der Dampfwerke ihre Kraft geliehen.... Leider wird die Ausgiebigkeit ihres Wassers von Jahr zu Jahr geringer, was vorzüglich der Entholzung der Wälder, der Entsumpfung ihrer Quellen und der Abgabe des Wassers an die zahlreichen Dampfwerke zuzuschreiben ist."

Neiße bei "Baudisch Jung" Steg bei der Spinnerei

 

 Brücke beim Marktplatz

 

Zurück nach Maffersdorf. Früher muß das Neißetal hier ein romantisches, liebliches grünes Tal gewesen sein, durch welches das wilde Kind der Berge mal gemächlich plätschernd seine Mäander zog, mal tobend und verheerend seine Wasser in das ganze Tal ergoß. Bis Anfang des 19. Jahrhunderts gab es weder Stege noch Brücken über das Flüßchen. Im Mitteldorf etwa befand sich eine Furt und weiter oben bei Proschwitz und Neuwald gelangte man auf großen Steinen trockenen Fußes auf die andere Seite, z.B. mit den Mehl- und Getreidesäcken von und zur Mühle. A. Jäger schreibt in seiner Chronik:
" Als im Jahre 1778 Kaiser Josef II. von Reichenberg durch Maffersdorf nach Kohlstatt reiste, wurde ... nächst der Kirche ... eilig eine Holzbrücke hergestellt, wozu die Herrschaften Reichenberg und Böhmisch-Aicha das Material lieferten. Diese Brücke wurde aber nicht im Baue gehalten und ging nachher wieder ein. - 1808 baute der Müller Franz Jäger in Neuwald (wohl der Vater des Chronisten - Anm. d. Verf.) eine Brettsäge und (da man die Brettklötzer nicht, wie seither die Getreide- und Mehlsäcke über den vorhandenen Steg tragen konnte) dazu eine hölzerne Brücke, welche nun durch 25 Jahre auf der Strecke von Gablonz bis Röchlitz den einzigen jederzeit wasserfreien Übergang über die Neiße bildete.

Indessen machte der gesteigerte Verkehr eine bequemere Verbindung der beiderseitigen Gemeinden, besonders nächst Kirche und Schule, immer nothwendiger. Die zunächst interessierten Gewerbsleute der Müller Franz Gürtler Nr.134, Bäcker Ignaz Hopf Nr.135 und Gastwirth Josef Bergmann Nr.137 bemühten sich im Anfang der 30ger Jahre um das Zustandekommen einer steinernen Brücke... . Nach einer am 23. März 1832 darüber gepflogenen kreisämtlichen Kommission ward diese Brücke im darauffolgenden Sommer mit einem Kostenaufwande von ca. 3000 Gulden gebaut. Nebst namhaften freiwilligen Beiträgen der Hauptinteressenten wurden die Fuhren und Handlangerarbeit meist unentgeltlich geleistet. - Wegen des rechtseitig flachen Ufers erhielt die Brücke bei angemessener Breite die Länge von 23 Klafter ( 1 Klafter = 6 Fuß = ca. 1,7m  - Anm. d. Verf.) und wird gebildet durch massive granitne Stegsteine, welche über das Flußbett, dann auf der rechten Seite über 15 gemauerte Pfeiler gelegt sind ...." Das muß die Brücke beim Marktplatz sein.

1945 gab es im Maffersdorfer Ortsbereich 4 Fußstege, 16 Straßenbrücken und 2 Eisenbahnbrücken.

Nach einer verheerenden Überschwemmung im Jahre 1897, die großen Schaden angerichtet hatte, wurde die Neiße 1901 - 1903 vollständig reguliert. Das 10 m mit den Flutdämmen 18 m breite Flußbett durchzog nun in sanften Kurven den Ort. Die Kosten der Regulierung betrugen 387000 Kronen, wovon Staat, Land und Gemeinde je 1/3 beitrugen. Damals hat die Neiße ihren Charakter verloren, wie viele Flüsse, die vor ihr, mit ihr und nach ihr begradigt und hochwassersicher gemacht wurden. Nun hat sie sich im Sommer vollständig hinter dem Grün der Sträucher und Bäume versteckt, man könnte meinen, sie sei nicht mehr da, wenn man von den Höhen aufs Maffersdorfer Tal schaut.

Bei den Lobelbirken liegen 1901 die Steine für die Neißeverbauung schon bereit Begradigte Neiße - Blick zum Proschwitzer Kamm und zur Schanze

 

 

Copyright © by Inge Schwarz 1993 (Heimatstelle Maffersdorf) 

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MAFFERSDORF - Marktgemeinde im Landkreis Reichenberg - SUDETENLAND