Aus Olmitz war er 1892 nach Maffersdorf
gekommen. Er war nicht der erste Arzt in unserem Ort, vor ihm
sind namentlich ein Dr. Moritz Wozelka aus Wien und Dr. M.
Basevi genannt. Keiner von ihnen hatte wohl das Format und die
Volksverbundenheit wie eben Dr. Molitor.
Deshalb möchte ich das, was ich über seine Person und das
Gesundheitswesen zu seiner Zeit erfahren konnte, hier
weitergeben.
In der Heimatskunde ist erwähnt, daß die
Gesundheitsverhältnisse in Maffersdorf um die
Jahrhundertwende (1900) sehr günstig und den wesentlich
verbesserten sanitären Zuständen zuzuschreiben waren. Seit
dem Jahre 1901 bildete Maffersdorf eine eigene
Sanitätsgemeinde, der ein eigener Gemeindearzt, nämlich Dr.
E. Molitor vorstand. Unermüdlich suchte er, die Bevölkerung
durch hygienische Vorträge in gesundheitlicher Hinsicht
aufzuklären. Das war sicher nötig, denn im 19.Jahrhundert
waren Not und Teuerung und Krankheit öfters über das
Neißetal hereingebrochen, wie in der Chronik zu lesen ist.
1832 und 1850 kam die Cholera. "... am Ende verdankte man
es der gesunden Luft und dem reinen Wasser unserer Berge, ...
daß die Seuche bei uns bald wieder nachließ. Nicht in
demselben Maße haben sich diese Schutzmittel gegen den Typhus
bewährt, welcher mehrmals unsere Thäler heimsuchte,
besonders empfindlich in den Jahren 1838, 1841 und 1848, wo
namentlich in Neuwald in manchen Häusern alle Personen
gleichzeitig oder der Reihe nach erkrankten."
Auf Anregung Dr. Molitors wurde 1902 in
Maffersdorf eine vorzüglich ausgestattete
Krankenpflegegeräte-Leihstelle - die erste in Österreich -
eingerichtet. Durch Vermittlung der Frau Martha Ginzkey
erhielt die Gemeinde auch eine eigene Krankenpflegerin. Für
Zeiten ansteckender Krankheiten stand der Gemeinde damals ein
Desinfektionsapparat zur Verfügung, der anläßlich der
letzten Choleragefahr angeschafft worden war.
Die Freiwillige Gemeindefeuerwehr und die
Ginzkey'sche Feuerwehr verfügten beide über eine
Sanitätsabteilung. Für Ausstattung und Ausbildung war Dr.
Molitor zuständig, und in der Heimatskunde steht: Sie war
" die stärkste und besteingerichtete des
Landbezirkes."
Während des ersten Weltkrieges wurde die
Einrichtung und Führung des Lazarettes in der Schulturnhalle
notwendig, und Dr. Molitor übernahm die Ausbildung der
Krankenschwestern.
Wann Dr. Molitor geboren wurde und
gestorben ist, weiß ich nicht.
Das Foto zeigt Dr. Molitor mit der
langjährigen Haushälterin der Familie, Frau Hawel, im Garten
vor dem Doktorhaus (später Dr. Hasler). Da war seine Frau,
eine Französin, schon gestorben. Sie hatte anscheinend den
Tod des ersten Sohnes, Emil, nicht verkraftet. Der zweite
Sohn, Hans, wurde Dr. der Chemie und ging nach New York. Der
Apothekersohn, Dr. Peter Wagner, erinnert sich, daß Dr. Hans
Molitor " wie ein halbes Weltwunder bestaunt wurde, wenn
er seinen Vater besuchte. Bei so einer Gelegenheit wurde auch
ich ihm von meinen Eltern vorgeführt ..." Frau Trude
Hübel-Gronich weiß noch, daß Hans nach dem Tode seiner
Mutter ihr Zimmer mit nach Amerika nahm und dann nicht mehr
nach Maffersdorf kam. Er hat nicht geheiratet und ist wohl in
Amerika gestorben. Zurück zu Dr. Emil Molitor. Sein Haus- und
Allheilmittel muß der " Eisenwein " gewesen sein.
Daran können sich viele erinnern. Er war auch Schularzt, und
Frau Hübel-Gronich schrieb mir: "Mir, so wie allen in
der Schule, wurde Eisenwein verschrieben. Mit erhobenen Finger
zeigend sagte er: Aber mit dem Strohhalm einnehmen!"
Den Grund dafür habe ich in einem anderen Brief gefunden.
Frau Trude Fickert-Wöhl macht bei der Beschreibung ihres
Schulweges folgende Erwähnung: "Dann kam das
Lebensmittelgeschäft von Mattausch. Dort stand eine Plumpe,
wo ich meiner Tante ihren Eisenwein immer verlängerte, den
ich aus der Apothe mitbringen mußte. Na ja, und da ich eben
öfters gekostet habe, nahm der Inhalt schnell ab ..."