Das Eisenwein-Rezept hat der Apotheker Karl
Wagner übrigens seinem Sohn, Dr. med. Peter Wagner mit vielen
anderen Rezepten weitergegeben. Und damit bin ich bei der
APOTHEKE ZUM REICHSADLER
Nach Dr. Molitor waren bis 1945 in
Maffersdorf Dr. Emil Hasler, der 1959 in Marquardstein in
Oberbayern verstorben ist und Dr. Rudolf Knobloch, der bis
1968 in Golßen in Sachsen lebte. Der Zahnarzt Dr. Ernst
Schäfer wurde 1983 in Eichstätt zu Grabe getragen und
Zahntechniker Fritz Ludwig fand in Kaufbeuren seine zweite
Heimat und letzte Ruhestätte.
Über die Apotheke in Maffersdorf möchte
ich nun Herrn Mr.ph. Karl Wagner (1906 an der Prager
Karls-Universität zum Magister der Pharmazie diplomiert)
selbst zu Wort kommen lassen. Er schrieb 1959, drei Jahre vor
seinem Tod, aus Bad Aibling, wo er mit seiner Familie eine
neue Heimat gefunden und 1950 nach groβen
Schwierigkeiten die Marien-Apotheke errichtet hatte:
"In
Orten, wo sich keine Apotheke befand,
hatten die Ärzte eine sogenannte Hausapotheke. So unterhielt
auch der Arzt Dr. Wotzelka in Maffersdorf eine solche, und er
hatte den Apothekerassistenten Anton Maxa, der ihm die
Apotheke versorgte. Im Jahre 1891 erhielt der in Alt-Paka
geborene Apotheker Josef Havel die Konzession zur Errichtung
einer Apotheke in Maffersdorf. Er ehelichte Anna Staatz aus
Maffersdorf und betrieb die Apotheke bis zu seinem Tod im
Jahre 1910. Sie hatten zwei Töchter, Anna und Marie. 1911
verpachtete die Witwe Anna Havel die Apotheke an Herrn Mr.ph.
Karl Wagner aus Tyssa im Bezirk Tetschen, der sie dann
käuflich übernahm und bis zur Vertreibung am 1.September
1946 führte. Apotheker Wagner war dann viele Jahre in
Fachkreisen an führender Stelle und politisch in der
christlich sozialen Partei tätig. 1914 heiratete er die
Apothekerstochter Anna Havel. In dieser Ehe kamen 1917 der
Sohn Karlfried und 1923 der Sohn Peter zur Welt. Der erstere
absolvierte in Prag als Mr.ph. und approbierter Apotheker sein
Studium und sollte einmal die väterliche Apotheke
übernehmen. Er war bei der deutschen Wehrmacht Stabsapotheker
und ist aus dem Krieg nicht heimgekehrt. Peter studierte in
Prag und München Medizin und ist in Bad Aibling als Dr. med.
berufstätig."
1980 war dieser Peter leitender
Medizinaldirektor und Chefarzt der Kurklinik Alpenland in Bad
Aibling und schrieb kurz nach dem Tod seiner Mutter:
"Frau Anna Wagner war eine aktive, ideenreiche, bewußt
lebende und tief religiöse Frau, die mit einem starken
Glauben ihr ganzes Leben, ihren Ehemann und auch ihre Kinder
formte. Die Vertreibung von allem Hab und Gut und von der
Heimat verkraftete sie schlieβlich,
der schwerste Schicksalsschlag aber war die Gewiβheit, daβ
ihr ältester Sohn, in den letzten
Kriegstagen bei Danzig verschollen, nicht mehr aus dem Krieg
in die neue Heimat zurückkehren würde. Zusammen mit ihrem
Ehemann baute sie unverdrossen eine neue Apothekenexistenz
auf, sie machte Mut, sie war der Motor, eine gute und solide
Erziehung ihrer vier Enkelkinder war ihr ein tiefes Anliegen."
So sah die Apotheke 1907 aus, als sie von den Großeltern Dr.
Wagners erbaut wurde.
|