Kriegsnot
Jenen Simon Richter, der in
vorausgegangener Geschichte erwähnt wurde, traf ein hartes
Schicksal. Er war Richter in Maffersdorf A.S. während des
30jährigen Krieges. Es mag im September 1645 gewesen sein,
als die Schweden Reichenberg geplündert hatten, und nun auch
ein Trupp der Feinde mit Plünderung, Brand und Mord unser
Dorf heimsuchte. Da verlieβ alles die Wohnungen und
flüchtete mit der wertvollsten Habe in die Wälder; so auch
der Richter mit seiner Familie. Doch verspätete sich eine
Magd mit dem kleinsten Kinde und wurde beinahe von der
bestialischen Soldateska überrascht. Da - entweder vergaβ
sie das Kind in der Hast, oder sie suchte ohne dasselbe
schneller fortzukommen. Die Soldaten fanden das Kind allein in
der Stube, und nachdem sie alles Wertvolle geraubt oder
vernichtet hatten, verübten sie die Grausamkeit, das hilflose
Wesen in den Ofentopf* zu stecken, wo es die zurückgekehrten
jammernden Eltern nach langem Suchen ertränkt fanden. - Auch
die alten Dokumente der Gemeinde sind bei jener Plünderung zu
Grunde gegangen. Simon Richter hat sich nachdem nicht sobald
wieder erholt, denn als sein Sohn 1659 die Wirtschaft
übernahm, sagte der Kaufbrief aus, daβ an Zugvieh und
Geschirr nichts vorhanden war.
*Zur Erklärung:
Der Ofentopf war ein seitlich in den Kochherd eingebauter
Wasserbehälter, aus dem die Familie mit Warmwasser versorgt
wurde.
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