Mit ihren 150 Beschäftigten kann sie unter
die mittelgroβen Unternehmen eingestuft werden. 1834
wurde eine mechanische Weberei eingerichtet, in der wohl
erstmals in Böhmen mechanische, dampfkraftgetriebene
Webstühle (sogen. Powerlooms) zum Einsatz kamen und schon
zwei Jahre später - wiederum bahnbrechend - die ersten
Feinspinnmaschinen (Selfactors). Ihre Erzeugnisse wurden
überwiegend im Stammhaus in Reichenberg verarbeitet.
Fabrikgebäude
Josef Herzig und Söhne - Neuwald
A. Appelt schreibt in den 30er Jahren in
seinen "Mitteilungen des Vereins für Heimatkunde":
Das Hauptgebäude der "sechsstöckigen
Fabrik" steht fast hundert Jahre im ursprünglichen
Zustande. Im Zeitraume 1905-10 wurde die Dachanlage geändert,
indem das bisherige, ziemlich steile, an den Giebelseiten
abgewalmte Dach flacher gelegt wurde und ein tatsächliches
sechstes Stockwerk dadurch gewonnen wurde. Erst seither führt
die Fabrik ihren volkstümlichen Namen mit Recht. Trotzdem die
Fabrik mehr als fünfzig Jahre mit Schindeln gedeckt war,
Decken und Fuβböden aus Holz bestanden, bewahrte sie ein
gütiges Geschick vor jedem gröβeren Brandunglücke, das
ihr unfehlbar den Untergang bereitet hätte.
Dieses Schicksal ereilte die Herzig'sche
Fabrik in Grünwald am 5.Jänner 1849. Die gesamte Fabrik und
die Wohnhäuser brannten nieder, auch weil der Kälte wegen
die Spritzen eingefroren waren.
Ich würde das nicht erwähnen, wenn uns
der Bericht über diesen Brand nicht etwas Wichtiges über die
Familie Herzig sagen würde.
A. Appelt zitiert aus den Mitteilungen der
Freiwilligen Feuerwehr Reinowitz:
Herr Karl Herzig, der just als
Reichstagsdeputierter auf Urlaub zu Hause war, tröstete die
anwesenden Fabrikarbeiter öfter unter dem währenden Brande
mit den Worten: "Ärgert euch nicht, ihr Leutchen, wir
werden trachten, daβ ihr wieder Arbeit bekommen
könnt." Zugleich mahnte er die Löschenden ja recht
vorsichtig zu sein, um nicht Schaden zu nehmen, oder gar das
Leben zu verlieren. Der liebe Gott mag es wissen, wie es kam,
daβ sich Herr Karl Herzig selbst zu nahe wagte und von
einer einstürzenden Decke verschüttet wurde... Wo immer
etwas Nützliches zum Wohle der Menschheit zu Stande gebracht
werden sollte, waren diese Herren an der Spitze oder
wenigstens Theilnehmer. Man kann sich demnach den Schmerz
denken, der nicht nur die Herren Gebrüder Herzig, sondern
vielmehr die ganze Gegend getroffen hat.
Im Schatten dieser Fabrik standen 1945/46
die Baracken des Aussiedlungslagers. Vielen, so auch mir,
waren diese Mauern der letzte Anblick vor dem Abmarsch ins
Lager Reichenau.