Dreißig Jahre Krieg

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Um der Geschichte unserer Kirche auf der Spur zu bleiben, muß ich zunächst wieder in die allgemeine Geschichte zurückkehren.

Dreißig Jahre Krieg
(1618 - 1648)

 

Auf dem Reichstag zu Augsburg 1555 war der Grundsatz aufgestellt worden: "cujus regio, ejus religio," das heiβt: welchem Glauben der Fürst folgt, demselben Glauben soll auch das Volk folgen. Die Religion eines Landes hing also vom Willen oder der Laune des Landesherren ab. Für Böhmen wurde in dieser Hinsicht Erzherzog Ferdinand, der spätere Kaiser Ferdinand II., von Bedeutung. Als er nach dem Tode des Kaisers Matthias 1619 auf den böhmischen Thron gelangte, wollten die Böhmen nichts von ihm wissen und wählten den jungen reformierten Kurfürsten Friedrich von der Pfalz zu ihrem Könige. Er wurde 1619 in Prag gekrönt, verlor aber 1620 in der Schlacht am Weiβen Berge gegen das kaiserliche Heer. Dadurch gelangte die katholische Religion auch in Böhmen wieder zur Herrschaft. Ferdinand hielt in Prag ein schreckliches Blutgericht: 27 der Aufständischen wurden hingerichtet, viele auf Lebenszeit eingekerkert, 728 Edelleute ihrer Güter beraubt, an die 30000 Familien, die nicht katholisch werden wollten, ergriffen den Wanderstab, um sich in Ungarn, Holland oder deutschen Landen eine neue Heimat zu suchen. Mit diesen und vorhergegangenen Ereignissen war die Schreckenszeit des 30jährigen Krieges heraufbeschworen.

In unserem Gebiet begann die Gegenreformation mit Herzog Waldstein (Wallenstein). 1622 übernahm er die Herrschaften Friedland und Reichenberg. Hier ernannte er den Prager Domherren Kotwa von Freifeld zu seinem geistlichen Kommissarius und gab ihm 1624 die Vollmacht, alle lutherischen Pfarrer abzuschaffen. Damals muβten mit dem evangelischen Superintendenten M. Wolfgang Günther weitere 17 evangelische Geistliche das Land verlassen. Unter ihnen befanden sich der 83 Jahre alte Andreas Heisch, welcher 53 Jahre Pfarrer in Reichenberg gewesen war, und Onuphrius Gerstmann von Röchlitz. Die Wiederkatholisierung wurde mit allem Eifer betrieben.

Man kann sich vorstellen, daβ das nicht alles ohne Haβ, Zwang und Gewalttaten vor sich ging. So stammt aus dieser Zeit die Redensart: Dich werde ich schon katholisch machen! In unserer, an dem protestantischen Sachsen gelegenen Grenzgegend mag die Härte des Religionszwanges etwas weniger empfunden worden sein, weil es das (wohl sehr bittere) Mittel der Auswanderung gab. Binnen eines Menschenalters sind aus den Herrschaften Friedland und Reichenberg 2000 Familien über die Grenze gewandert, was beinahe die Hälfte der Bevölkerung betrug. Dazu brachte es das Kriegsgeschehen mit sich, daβ bei siegreichen Feldzügen der Schweden die protestantischen Geistlichen wieder zurückkamen. Ein Verzeichnis vom 17. Feber 1650 besagt, daβ in der Herrschaft Reichenberg erst 32 Familien katholisch waren. Das war nach dem Westfälischen Frieden, als in den kaiserlichen Landen die Sache der Glaubenseinheit gründlicher durchgeführt wurde und nochmals viele gewerbefleiβige Familien in die Gegend von Zittau zogen, und dort das Tuchmachergewerbe verstärkten. Die von ihren Eigentümern verlassenen Grundstücke und Gebäude wurden von der Grundobrigkeit eingezogen und meist zwangsweise an neue katholische Ansiedler wohlfeil verkauft. In den Dorfgemeinden der Herrschaft Reichenberg warf der Verkauf der Exulantengüter einen Erlös von 3192 Schock ab.

In den Reichenberger Aufzeichnungen sind aus Maffersdorf die Namen Hans Nörnig und Jakob Fibiger unter den Exulanten genannt.

Einschub:
Nach Durchführung der Gegenreformation war die Reichenberger Gegend etwa zweihundert Jahre fast rein katholisch; nur in den Grenzorten hatten sich einzelne Protestanten erhalten, die ihren religiösen Obliegenheiten in den evangelischen Kirchen im benachbarten Sachsen nachkamen. Das am 13.Oktober 1781 von Kaiser Josef II. erlassene Toleranzpatent gab den Nichtkatholiken in den österreichischen Staaten wieder volles Staatsbürgerrecht, die Freiheit des Gottesdienstes und der Arbeit.

Wie in alle Verhältnisse hatte der 30jährige Krieg auch in das Kirchenwesen viel Zerstörung gebracht. In den Sitten des Volkes war groβe Verwilderung eingerissen. Die meisten Kirchen der Gegend waren im Kriege ausgeplündert oder auch verbrannt und die Geistlichen davongejagt worden. Besonders das Jahr 1634 brachte viel Drangsal; Schweden, Kursachsen und Kaiserliche wüteten um die Wette mit Feuer und Schwert. Bis zum Ende des Krieges war weder in bürgerliche, noch in kirchliche Verhältnisse wieder Ordnung gekommen.

Auf der ganzen Herrschaft Reichenberg war in der Stadt die einzige besetzte Pfarre. Das Reichenberger Kirchspiel umfaβte in jener Zeit 31 Ortschaften. Nach dem Kriege muβte alles von vorne angefangen und wieder neu erbaut werden. 1652 erhielt Röchlitz in Matthias Oellerus wieder seinen ersten katholischen Pfarrer, wo dann die Filialkirchen in Maffersdorf und Reinowitz in diesen Sprengel gehörten. Maffersdorf wurde erst 1764 unter Pfarrer Augustin Huber aus Prag wieder selbständige Pfarrei.

 

 

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MAFFERSDORF - Marktgemeinde im Landkreis Reichenberg - SUDETENLAND