Die
Maffersdorfer Kirche heute
Zwischen
1965 und 1970 bahnte sich für die Kirche ein schreckliches
Schicksal an. Sie drohte völlig zu zerfallen und sollte
schlieβlich abgerissen werden. Doch manchmal haben auch
Bauwerke einen Schutzengel. Im Falle der Maffersdorfer Kirche
hieβ er wohl Josi Augst, geboren in Maffersdorf, letzter
amtierender deutscher Pfarrer nach dem Kriege in Maffersdorf.
Als er 1951 seinen Heimatort und seine Heimatkirche verlassen
muβte, ahnte er wohl den kommenden Niedergang. Seine
Verbindung zur Heimatpfarrei und den dort verbliebenen
Deutschen riβ bis zu seinem Lebensende nicht ab. So wuβte
er auch, daβ der Verfall nur aufzuhalten war, wenn die
Kirche ein wasserdichtes Dach bekäme. Und er sammelte Mark um
Mark bei den Maffersdorfern im Westen und wohl noch an anderen
Stellen. 1974/75 bekam die Kirche für ca. 300000 Kronen das
rettende rote Blechdach. Es dauerte weitere 10 Jahre bis die
Innenrenovierung in den Grundzügen abgeschlossen war. Diese
ist zu einem groβen Teil der Opferbereitschaft der
verbliebenen Deutschen und der polnischen und slowakischen
Arbeiterinnen der Teppichfabrik zu danken. Am 21.10.1984 wurde
die renovierte Kirche eingeweiht. Drei Tage vorher erlag
Pfarrer Augst in Innsbruck einem Herzversagen. Er starb sicher
in der Freude, daβ die Kirche gerettet war.
Dazu
möchte ich noch aus einem Brief der Maffersdorferin Frau
Prof. Elisabeth Decht geb. Löw, einer bekannten
Musikpädagogin, die nun in Österreich lebt, zitieren. Sie
weilte im Oktober 1984 in Teplitz-Schönau zur Kur und
benutzte den Aufenthalt zu einem Besuch in Maffersdorf. Sie
schrieb damals an eine Freundin u.a.: ... "Ich war vor
etlichen Jahren in der Kirche, der Zustand war trostlos. ...
Ich habe damals sehr geweint, als ich das sah. Die wenigen
Deutschen, die sich so bemüht haben, das Gotteshaus sauber zu
halten, konnten aber den allgemeinen Verfall nicht aufhalten.
Das Dach war kaputt, der Verputz gänzlich abgefallen, die
Emporen teilweise heruntergebrochen. - Und nun das groβe
Wunder: Das Denkmalamt hat sich eingeschaltet, die Kirche
durfte nicht weggerissen werden. Sie wurde innen gänzlich
restauriert von einem Restaurator aus Prag und ist ein
Schmuckkästchen geworden. Die Emporen sind weg, dadurch wurde
die Kirche viel heller und wirkt gröβer und heiter.
Und
nun stell Dir vor, Edith, ich hatte das unwahrscheinliche
Glück, bei der Einweihung der renovierten Kirche dabei zu
sein!!! Am 21.10.1984 um 10 Uhr war ein sehr feierliches
Pontifikalamt mit groβer Assistenz, zelebriert hat der
Generalvikar von Reichenberg, gesungen hat der Reichenberger
Kirchenchor die Schubert-Messe in G-Dur, die ich oft selbst
mitgespielt habe und von der ich jeden Ton kenne. Es war alles
so ergreifend schön, und ich habe an alle Maffersdorfer
gedacht, besonders an unseren Herrn Katechet Sommer, der uns
in dieser Kirche einst zur Erstkommunion geführt hat. Die
Messe wurde vollkommen lateinisch gehalten, - auβer
Lesung, Evangelium und Predigt - so daβ man sich wie
zuhause fühlte. Ich kann Dir nicht sagen, wie ich dies als
Gottesgeschenk empfunden und angenommen habe. Daβ so
etwas in einem Ostblockland geschehen kann, ist wie ein
Wunder. Ich glaube, ich habe nie in meinem Leben so aus
tiefster Seele gebetet. Diese Weihe war das schönste Geschenk
der alten Heimat an mich. ... Die Kirche ist nun rot gedeckt,
es steht aber noch das Gerüst für den Auβenputz, der in
der nächsten Zeit gemacht wird."
Wer
nach 1984 Maffersdorf besuchte, weiβ, daβ das
Gerüst erst 1990 abgebaut werden konnte. Seitdem ist die
Renovierung abgeschlossen. Allen, die dafür Opfer gebracht
haben, sei Dank gesagt.
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