Die
Pfarrer in Maffersdorf
In der
Heimatskunde des Reichenberger Bezirkes wird im Band 1 und 2
von den allerersten Geistlichen berichtet, die der
Bevölkerung in unserem Tal das Wort Gottes verkündeten. Da
hei βt
es:
Nach den
Prager erzbischöflichen Bestätigungsbüchern waren schon bei
der ersten Wratislawitzer Kirche eigene Seelsorger angestellt.
Nach der Mitte des 14. Jahrhunderts lebte daselbst der Pfarrer
Petermann. Als dieser 1360 starb, kam an seine Stelle
der Priester Hemlinus. Im Jahre 1371 starb in
Maffersdorf der Pfarrer Petrus. Dessen Nachfolger wurde
der Presbyter Peter von Vnieticz. Weiter sind bekannt: Nikolaus
gestorben 1377, ihm folgte Benedikt von Gyewina, vor
1415 ist Johann Hossczek Pfarrer, denn in diesem Jahr
wird ein Veit vom Röchlitzer Pfarrer als sein
Nachfolger eingeführt.
Nach der
Zerstörung des Ortes und der Kirche durch die Hussiten verlor
der Ort auch seine Seelenhirten. Es bleibt lange still. Die
späterhin auf dem rechten Nei βeufer
erbaute Kirche des neuentstandenen Ortes
Meffersdorf war lange Filialkirche von Reichenberg und
Röchlitz.
Von den
lutherischen Predigern während der Reformation sind für
Maffersdorf genannt von 1607 bis 1614 der Diakon Jeremias
Troppaneger und um 1624 der Prediger Johann Hänel,
welcher dann 1637 als Exulant in Görlitz starb.
Der Drei βigjährige
Krieg und die Gegenreformation brachten viel Unordnung, Leid,
Tod. Es bedurfte vieler Jahre bis auch das kirchliche Leben
wieder geordnet war.
So kommen wir,
Maffersdorf betreffend, zum Jahr 1700 -Bau der neuen
Kirche-und 1764 -Errichtung der selbständigen Pfarrei.
Jäger
bedauert in seiner Chronik in einer Fu βnote,
daβ im Maffersdorfer Pfarrgedenkbuche auβer den
Namen fast keine Nachrichten über
die Geistlichen der Pfarrei zu finden sind, und bedankt sich
bei P. Anton Hoffmann in Reichenberg für dessen gütige
Unterstützung.
1. Augustin
Huber,
der erste
Pfarrer Maffersdorfs, war vordem Kaplan in Grottau. Von dort
hat Maffersdorf einige seiner Seelsorger bekommen.
2.
Anton Schreiber
war 1754
erster Kaplan in Röchlitz und kam bei der Pfarrerrichtung als
Kaplan nach Maffersdorf, folgte 1772 Pfarrer Huber im Amte und
versah es bis zu seinem Tode am 5. Mai 1798.
3. Johann
Schindler
kam über
Reichenberg, Kratzau und Einsiedel 1798 nach Maffersdorf. Er
starb aber bereits 3 Jahre später.
4. Anton
Worff,
geboren in
Raspenau, kam 1801 als Pfarrer nach Maffersdorf, wo er aber
nur drei Jahre blieb, und gelangte 1804 als Pfarrer nach
Einsiedel. Von polnischen Soldaten, welche 1813 ins Kirchspiel
einfielen, arg mi βhandelt,
verfiel er in eine
tödliche Krankheit und starb 1814. (Kriegsnot nach der Franz.
Revolution)
5. Philipp
Salomon
war ein
gebürtiger Reichenberger und begann 1781 als Kooperator in
seiner Heimatstadt. Am 29. April 1804 wurde er für die
Pfarrei Maffersdorf konfirmiert, wo er aber schon am 11.
September 1805 seine Tage beschlo β.
6. Josef
Ludwig,
sein
Nachfolger, auch ein Reichenberger, kam über Reichenberg,
Grottau und Neundorf in unsere Pfarrei, wo er 24 Jahre bis zu
seinem Tode blieb.
7. Franz
Josef Lang,
geboren 1784
in Reichenau, 1807 zum Priester geweiht, kam 1829 nach
Maffersdorf, wo er 1831 vom Bischof V. E. Milde zum
Personaldechant ernannt wurde. Er hat im Zusammenwirken mit
seinem Kaplan Stephan Sommer mehrere nützliche Einführungen
gemacht; z.B. die Jahresschlu βandacht
an Sylvester, wobei nach der Predigt die Bevölkerungsbewegung
des Kirchensprengels des vergangenen Jahres verkündet wurde.
Gleichzeitig nahmen die Lehren in der Frühmesse ihren Anfang;
sie wurden anfänglich zu Ende der Messe, dann nach dem
Evangelium abgehalten. 1833 wurde von ihm die Herstellung
eines neuen Hochaltares angeregt, weil der alte nicht im
bestem Geschmack ausgeführt war. Die fromme Bäuerin
Elisabeth Jantsch Nr.74 in Proschwitz spendete allein die
Mittel dazu. Im gleichen Jahr ging er aber bereits nach
Grottau und starb dort 1840.
8. Franz
Herzig,
geboren 1785
in Neundorf, 1808 zum Priester geweiht, Kaplan in Einsiedel,
Pfarradministrator in seinem Heimatort, ab 1835 Pfarrer in
Maffersdorf. Von ihm hei βt
es, daβ er ums Jahr 1837 das Umgehen des Kirchenvaters
mit dem Klingelbeutel einstellte. Jäger
macht die Bemerkung, damit war der Kirchenvater eine Plage
los, die Kirchenbesucher eine Belästigung und der
Gottesdienst war von einer Störung befreit. Pfarrer Herzig
starb 1840 eines plötzlichen und unversehenen Todes. Da er
kein Testament gemacht hatte, fiel ein Drittel seines
Vermögens, 1295 Gulden 18 Kreuzer, an die Armenfonds der zu
Maffersdorf eingepfarrten Gemeinden.
9. Josef
Sander,
1783 geboren,
war, ehe er 1841 nach Maffersdorf kam, schon 25 Jahre Pfarrer
in Wei βkirchen
gewesen. Seine Amtszeit war wohl die kürzeste: 6 Monate und
15 Tage. Er starb am 16. August 1841. Ihm folgte wegen seiner
ausgezeichneten Herzensgüte die allgemeine Trauer seiner
Amtsbrüder, heiβt es in der Chronik.
10. Wenzel
Rasche,
(* 1786
† 1845) hielt es nur von 1841 bis 1843 in Maffersdorf aus.
Dann tauschte er die Pfarrei mit
11. Anton
Bartl.
Er war 1787 in
Reichenberg als Sohn des Hufschmiedmeisters Anton Bartl
geboren worden und hatte zunächst das Handwerk seines Vaters
erlernt. Er studierte dann und wurde 1813 zum Priester
geweiht. Als Kaplan wirkte er in Kratzau und Reichenberg, ehe
er die Pfarrpfründe in Ringelshain übernahm, die er dann
gegen Maffersdorf eintauschte. Fünf Jahre nach seiner
Amtsübernahme wurde in der Nacht vom 14. zum 15. November
1848 in der Pfarrei eingebrochen. Dabei wurde der Pfarrer von
den Dieben so arg mi βhandelt,
daβ er ein Jahr später krankheitshalber in den
ständigen Ruhestand versetzt wurde. 1851 wurde in Reichenberg
in der ersten Schwurgerichtsverhandlung der Fall des Wenzel
Simon, der den Maffersdorfer Pfarrer beraubt hatte,
verhandelt. Er muβ gewuβt haben, daβ beim
Pfarrer was zu holen war, denn als dieser 1855 starb, vererbte
er ein ansehnliches Vermögen
von 10843 Gulden für Messenstiftungen (520 fl.), dem
Krankenhaus (240 fl.), den Wohltätigkeits= und Schulanstalten
(4628 fl.) zu kirchlichen Zwecken (2455 fl.), seinen
Verwandten (2750 fl.) und zu seinem Begräbnisse (250 fl.).
12. Heinrich
Hausner
stammte aus
Pilsen und war mehrere Jahre Erzieher im Hause des Barons von
Hildtprandt gewesen, des Besitzers der Herrschaft Blatna. Auch
seine Zeit in Maffersdorf war kurz (1849 - 1851), er wurde
Dechant von Blatna.
13. Kajetan
Hartig,
geboren 1804
zu Einsiedel, 1829 zum Priester geweiht, kam 1831 von Wiese
als Kaplan nach Maffersdorf, wo er 17 Jahre blieb und sich um
die Renovation der Kirche gro βe
Verdienste erwarb. Ihm gefiel der von Dechant Lang
angeschaffte Hochaltar nicht, er lieβ den uns bekannten,
ebenfalls mit Hilfe der Opferwilligkeit besagter Bäuerin aus
Proschwitz, errichten. Nach dem Tode von Pfarrer Herzig
verwaltete er die Pfarrei zunächst als Adnministrator und
wurde nach fünf Jahren in Ringelshain im Jahre 1852
Maffersdorfer Pfarrer. Aus seiner Amtszeit haben wir ein
Zeugnis. Es dokumentiert einerseits die damals übliche
geistliche Schulaufsicht und zweitens, daβ man in jener
Zeit die Schule mit der ersten Klasse abschloβ. Schon
1855 gab es wieder einen Tausch; und zwar ging K. Hartig nach
Wetzwalde und
14. Johann
Wähner
kam von dort
nach Maffersdorf. Er war jener Pfarrer, der die Tafel für das
Priestergrab anfertigen lie β.
In seine Amtszeit fiel 1864 das 100jährige
Jubiläum der Pfarrerichtung. Er starb am 4.4.1877 im Alter
von 67 Jahren nach 22 Dienstjahren in Maffersdorf.
15. Thaddäus
Appelt
aus Dörfel (*
1824) war sein Nachfolger und starb 1895 als Personaldechant
in Maffersdorf.
16. Ignaz
Heyne
aus Rumburg (*
22.9.1855, ordiniert 19.7.1879) kam 1895 schon als Dechant
nach Maffersdorf und führt uns in die Zeit, an die sich
manche Leser und Leserinnen noch erinnern können. Frau Marie
Schwarz schrieb mir: "Er war aus vermögendem Haus und
hat das Waisenhaus von seinem Erbteil bauen lassen." Ich
vermute, da β
er wohl auch die geistlichen Schwestern nach Maffersdorf
geholt hat. Das Foto zeigt ihn 1920 mit Internen und
Waisenkindern und einigen Schwestern.
Er
war es auch, der im 1. Weltkrieg die Glocken vom Kirchturm
holen muβte. Pfarrer Heyne hat ein Stück des
Feldstreifens, der zur Pfarrei gehörte und sich bis an die
Kunnersdorfer Straβe zog, mit Korn und Kartoffeln selbst
bewirtschaftet. 1921/22 muβ er gestorben sein, denn Frau
Ilse Wiesner erinnert sich daran, wie sie als Erstkläβlerin
Pfarrer Heyne aufgebahrt gesehen hat, und Frau Schwarz
berichtet, daβ die Schulkinder den Sarg bis an die
Pfarrgrenze beim Grünen
Tal begleitet haben, denn Pfarrer Heyne wurde in Rumburg im
Familiengrab beigesetzt.
Frau
Olga Jacobs weiβ
noch, daβ er in den ersten beiden Klassen den
Bibelunterricht erteilte und während des Erzählens die
Ereignisse mit bunter Kreide an der Tafel festhielt. Sie
schrieb: "Ich sehe heute noch die Israeliten durch das
Rote Meer marschieren. Einmalig schön!" Die Familie des
Schwarz-Bauern hat durch drei Generationen einen der vier
Himmelträger gestellt. Sie wissen aus Erzählungen des Groβvaters,
daβ in der Zeit Pfarrer Heynes die Himmelträger am
Fronleichnamstage zu einem Festessen in die Pfarrei eingeladen
wurden und "der Wein in Krügen auf den Tisch kam".
Zeugnis der Maffersdorfer Volksschule
Rückseite
des Zeugnisses von 1854
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