Konsistorial-Rat
Karl Sommer,
unser Sommerpater
Karl Sommer
wurde am 10. Januar 1875 in Grottau geboren und feierte am 5.
März 1899 dort seine Primiz, so weist es das Bild zu seinem
goldenen Priesterjubiläum aus. Maffersdorf war wohl gleich
sein erster Einsatzort, in dem er vielleicht Nachprimiz
feierte, denn das alte Foto vor dem Günthelklempner-Haus
zeigt ihn in der Tür und vor ihm ein Primizbräutchen. In
diesem Hause hat er lange Zeit gewohnt. Somit war er ganz
sicher 45 Jahre in unserer Pfarrgemeinde tätig, und das, wie
ich meine und viele andere mit mir, mit sehr gutem Erfolg. Im
Schuljahr 1944/45 habe ich ihn in der Hauptschule, wie die
Bürgerschule damals genannt wurde, noch erlebt, und seitdem
hat mich die Welt der Sterne fasziniert. Er war ein sehr
gebildeter, geistreicher, musikalischer, naturverbundener,
weitgereister und liebenswürdiger Mann, was mir in vielen
Briefen bestätigt wurde. Neben der Arbeit in der Schule
widmete er sich mit gro βer
Begeisterung dem Katholischen Volksbund. Davon wird an anderer
Stelle noch die Rede sein. Wenn man so lange in einem Ort
gewirkt hat, möchte man dort auch begraben sein. Im Band 1 im
Abschnitt über den Friedhof ist von seinem Grab die Rede, das
er sich dort gekauft hatte. Aus gesammelten Kupferpfennigen
lieβ er das Relief einer Pieta für
den Stein anfertigen. Seinen Namen aber trägt ein anderer
Stein in einem anderen Ort.
Schulaustritt 1919
Schulaustritt 1935
Ich möchte
hier einiges aus seinem Brief, den er am 28.2.1947 an die
Familie Günthel schrieb, wörtlich weitergeben.
"... Da
mir die Reichenberger Oberbehörde nach langen und
gründlichen Untersuchungen ein Loyalitätszeugnis ausgestellt
hatte, trug ich mich schon mit dem Gedanken, im Lande zu
bleiben. Weil aber die kommunistische Unterbehörde mir zu
verstehen gab, daβ
mir das Reichenberger Zeugnis nichts nütze (ein famoser
Rechtsstaat), entschloβ ich mich, mit den letzten
deutschen Schwestern, die sich meiner in jeder Beziehung
angenommen hatten, jenen Ort zu verlassen, in welchem ich seit
1. Februar 1900 gelebt und gewirkt hatte. Der Abschied war
nicht leicht, das können Sie sich vorstellen. Ende August
1946 fuhren wir erst ins Kloster nach Marienbad ... Am 6.
September fuhren wir über Eger nach Bayern und wurden in dem
uralten Kloster Michelfeld auf das freundlichste aufgenommen.
Der hl. Otto gründete 1119 das Kloster als
Benediktiner-Abtei. Sie hat auch viel Unglück erlebt. 1429
z.B. kamen die tschechischen Hussiten raubten und plünderten
und steckten alles in Brand. 1803 zog es der Staat ein, die
Kunstschätze (das Kloster besaβ sogar eine Sternwarte!)
wurden verschleudert. Jetzt bewohnen die weitläufigen Trakte
hochgebildete Franziskaner-Nonnen mit vielen Schulschwestern,
Taubstummen, Siechen, Ausgebombten und Flüchtlingen. Für 500
Personen wird gekocht. ... Die Kirche ist eine
Sehenswürdigkeit mit neuer (1940) herrlicher Orgel und sehr
schönen Deckengemälden. Hier bin ich nun Hausgeistlicher
geworden. ... Die Seelsorgsarbeit ist nicht gering. In der
Fastenzeit predige ich hier und in 2 benachbarten Städten 4 -
5mal jede Woche. Aber gerade das macht mir viel Freude. Ich
bin um 20 Jahre jünger geworden. Die Priesterschaft des
ganzen Dekanats und die Bevölkerung ehrt und schätzt mich,
die Nonnen natürlich auch. ... Herr Dechant Peter Bichler ist
Pfarrer in Papiermühle bei Neumagen an der Mosel,
französische Zone. Maffersdorf wäre ihm lieber. ...Im Kreis
Gieβen leben an die 600 Maffersdorfer. ... In Maffersdorf
sind jetzt 4000 Tschechen und 300 Deutsche, die aber im
Frühjahr auch heraus müssen. Der alte Schieferdecker Neufuβ,
der Stumpfe-Bauer
und Frau Ida Janko sind gestorben. ..."
In
der schönen Kirche in Michelfeld hat Geistlicher Rat Karl
Sommer am 18. April 1949 sein Goldenes Priesterjubiläum
gefeiert. Es war ein groβer
Festtag für die ganze Gegend und für eine Schar
Maffersdorfer, die auch gekommen war. Im Herbst 1950 ist er
75-jährig verstorben und ruht auf dem Klosterfriedhof in
einem Priestergrab.
Nachprimiz in Maffersdorf 1899
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Goldenes Priesterjubiläum 1949 |
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