Anton Schäfer - Richter in Maffersdorf

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ANTON SCHÄFER
(1813 - 1844 Richter in Maffersdorf A.S.)

Ein schweres Amt in stürmischer Zeit
nach A. Jäger

 

1813 wurde der junge Bauer Anton Schäfer aus Nr. 130 (530) zum Richter gewählt. Nur mit Überredung und halber Gewalt wurde er zur Annahme des Amtes gebracht, da ihm bei seiner Jugend und Unerfahrenheit bange war vor der schwierigen Stellung des Gemeindevorstehers in jener gefährlichen Kriegszeit (Österreich hat von 1792 - 1815 sechs Kriege gegen Frankreich geführt und in jedem derselben nebst vielem Gut und Blut auch viel Land und Leute eingebüβt). Dazu kam, daβ man in einigen Gemeinden des Gutes Dörfel den Richtern immer etwas am Zeuge zu flicken hatte und ihnen das Amt oft sehr sauer gemacht wurde. Mancher wurde abgesetzt, mancher zur Abdankung gezwungen, um seine wenig beneidenswerte Würde einem Nachfolger zu überlassen, der sich damit bald eben so viele Widersacher zuzog. Wenn man gegen die groβmächtige Obrigkeit in Böhm.-Aicha nicht an konnte, dann suchte man halt seine Unzufriedenheit an minder gewaltigen Persönlichkeiten auszulassen. Solche waren die Richter, Geistlichen und Schullehrer. Jäger erwähnt eigens, daβ in den Gemeinden rechts der Neiβe niemand auf den Gedanken gekommen wäre, das Amt und legitime Recht der Erbscholzen anzutasten. Dabei spricht er nicht für das Erbscholzenamt, sondern bedauert nur, daβ für periodische Neuwahlen ein zweckmäβiges Gemeindegesetz fehlte.

Es war ums Jahr 1830, als sich in Maffersdorf A.S. eine Partei Miβvergnügter zusammentat, welche alle Beschwerden eifrig sammelte, auf den Richter Anton Schäfer häufte und gegen diesen einen Prozeβ anstrengte, der einige Jahre lang mit groβer Erbitterung geführt wurde. Sie führten das Wort Gemeindewohl oft im Munde, aber die Absetzung des ihnen verhaβten Richters war wohl ihr Hauptzweck gewesen; sie fanden aber diesen ausnehmend sattelfest. Durch langjährige Übung in Amtsgeschäften war Schäfer einer der tüchtigsten Gemeindevorsteher geworden und war daher im Oberamte gut angeschrieben. Seit längerer Zeit versah er zugleich die Geschäfte des Gemeinde-Ältesten und Gerichtsschreibers, was zu Verdächtigungen und Irrungen über Gehaltsbezüge Anlaβ gab. Die erste Folge der Unzufriedenheit war die Wahl eines eigenen Gemeinde-Ältesten, welche auf Franz Lange fiel, einen Hauptgegner des Richters. Das beweist, daβ die Bewegung in der Gemeinde beträchtlich Boden hatte. Lange war übrigens der einzige Bauer, der daran teilnahm. Sodann wurde Anfang 1831 im Kreisamte zu Jungbunzlau gegen den Richter Schäfer eine Klage mit 12 Beschwerdepunkten eingereicht. Sie betrafen in der Hauptsache die Einhebung von angeblich zu hohen Bezügen, teils für den Richter selbst, mehr aber noch für die Geistlichen und Schullehrer; ferner unbefugt eingehobene Konskriptionskösten (betr. die Rekrutierung der Soldaten), Vorspannauslagen und Diäten für Impfarzt und Amtsschreiber. Dieser Klage war eine Beschwerde gegen das Böhm.-Aicher Oberamt beigefügt wegen angeblicher Parteilichkeit für den Richter und schlieβlich war die Bitte ausgesprochen, denselben zur Ersatzleistung der ungesetzlich eingehobenen Beträge zu verurteilen, seine Absetzung auszusprechen und die Wahl eines neuen Vorstehers anzuordnen.

Drei Tage lang wurde die Sache im Oberamte von Böhm.-Aicha von einer Kommission des Kreisamtes in Gegenwart der Parteien untersucht. "Das waren allerdings heiβe Tage für den Richter!" schreibt Jäger. Sieben Monate später, am 18.2.1832, erging das Urteil, womit die meisten Beschwerden der Kläger abgewiesen wurden. Lediglich in der Besoldungsfrage muβte in einem gemeindlichen Ausschuβ von 12 Mitgliedern unter Zuziehung der Beschwerdeführer mit dem Oberamte eine Regelung getroffen werden. Dies geschah am 11.7.1832. Jäger führt in einer Fuβnote die festgelegten Gehälter an. Demnach erhielt der Richter jährlich 33 Gulden 47,5 Kreuzer, für Tinte und Papier 7 G. 30 kr. und für jeden Gang zum Oberamte nach Aicha 1 G. 30 kr. Dazu fügt Jäger an: "Die Entfernung beträgt 2 Meilen, auf der Fahrstraβe doppelt so viel. Der Fuβweg über den Rücken des Jeschkenkammes ist zur Winterszeit meistens mit groβen Schneemassen verweht, und die Berge sind alsdann in dichte Nebel gehüllt. Oft rasen heftige Stürme über den Kamm. Dieses über die Annehmlichkeiten eines Weges, den Schäfer mit seinen langen Schritten wohl einige tausendmal durchmessen."

Die Gegner aber waren nicht zufrieden. Sie trieben ihre Sache weiter; 1832 bis zur Landesstelle in Prag und 1834 sogar bis an den Wiener Hof. Bald fing man an, sie Protestanten zu nennen. Der Richter seinerseits legte die Hände auch nicht in den Schoβ und wurde am Ende von allen Ersatzleistungen losgesprochen und erhielt während der Dauer des Prozesses von den vorgesetzten Behörden sogar mehrere Belobigungsdekrete wegen verdienstvoller Amtsführung. 1835 fand in Böhm.-Aicha die letzte Verhandlung statt, dabei wurden die Beschwerdeführer zu Aufwieglern erklärt, womit die Sache für sie selber gefährlich zu werden drohte. Sie gaben auf.

Schäfer hat seinen Posten gegen Sturm und Drang länger denn 30 Jahre bis an sein Lebensende behauptet. Er war ein sehr frommer und gottesfürchtiger Mann. Der Tod ereilte ihn am 7.10.1844, wo er in der Kirche vom Schlage getroffen und leblos nach Hause getragen wurde. Wie angesehen Anton Schäfer inzwischen im Orte war, geht wohl auch daraus hervor, daβ die groβe Mehrheit der Gemeinde den Sohn des Verstorbenen als Nachfolger im Richteramte wünschte. Leider war der junge Anton Schäfer erst 20 Jahre alt, was ein groβes Hindernis war. Am 26.10.1844 wurde im Wohnhause des Verstorbenen die Wahl des neuen Richters vorgenommen und vom Oberamtmann Manschinger persönlich geleitet. Jeder Gemeindebürger ohne Unterschied des Vermögens oder der Steuer war stimmberechtigt. Der Oberamtmann stellte der Versammlung pflichtgemäβ vor, daβ ein minderjähriger Richter eine Unmöglichkeit wäre. Dennoch erhielt der junge Schäfer die entschiedenste Stimmenmehrheit. Auch die angesehensten Bürger votierten für ihn. Der erwählte Anton Schäfer II. wurde vorerst provisorisch für ein Jahr als Richter proklamiert und ihm ein Beirat von Ältesten zur Seite gestellt.

Jäger schlieβt seine Ausführungen zu diesem Thema folgendermaβen: "Dem unbefangenen Beobachter erschien der junge Richter als schüchterner Jüngling; in ihm schlummerten aber Keime der Trefflichkeit, welche der neue Wirkungskreis bald zu überraschender Entwicklung brachte. Sehr kam es ihm zustatten, daβ er dem alternden Vater längst schon in Geschäften zur Hand gewesen. In kurzer Zeit war er trotz seiner Jugend allgemein als einer der kenntnisreichsten und tüchtigsten Gemeindevorsteher bekannt, und bei allen bedeutenden Vorgängen wurde hinfort seine Mitwirkung erheischt."

 

 

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