FRANZ
HÜBNER
(um 1840)
Wie
die Robot einen Menschen um alles bringen kann.
nach A.
Jäger
Mit der
Robotbefreiung hatte Siebendörfel einen Vorzug, um den es von
allen aus der Nachbarschaft beneidet wurde. Es entstand unter
den Bewohnern ein Gefühl der Gemeinsamkeit und
Zusammengehörigkeit, welches bis in die Zeit Jägers nicht
verschwunden war. Er meint, da β
durch den Wegfall jener Dienstbarkeit die Leute an Selbstgefühl
gewonnen und an Demut, Fügsamkeit und Geduld verloren
hätten. Ja, sie wachten eifersüchtig über ihre
wohlerworbenen Rechte.
Am 6. August
1838 kam Siebendörfel durch öffentliche Versteigerung um den
Preis von 512.200 Gulden an Fürst Camill von Rohan, den
Meistbietenden, dem die Herrschaft zur Abrundung seiner
angrenzenden Besitzungen gut gelegen war. Am 1. November
begann unter Oberamtmann Manschinger die Rohan'sche Amtierung.
Vielleicht
hatte Jäger diese Folgezeit im Auge, als er über die Leute
von Siebendörfel weiter schrieb: "Als in der Folge die
Amtleute sich bemühten, die Rechte der Untertanen zu
schmälern und ihnen neue Lasten aufzubürden, da hat es viel
ärgerliche Händel gegeben, bei denen öfters Gewalt vor
Recht ging. Aber in jener Zeit konnte Willkür ungehindert
wurzeln und gedeihen. Man wei β,
wie schwer es war, selbst zum offenbarsten und klarsten Recht
zu kommen." Die neue Herrschaft war nämlich bestrebt,
Siebendörfel an die robotpflichtigen Dörfer anzugleichen, in
denen z.B. die Häusler jährlich 13 Robottage zu leisten
hatten, ebenso auch alle, die neue Häuser bauten oder bauen
wollten. Diese Schuldigkeit konnte auch mit einer Geldabgabe
von 10 Kreuzern pro Tag abgegolten werden. Wer sich indessen
weigerte, dem wurde die Baubewilligung vorenthalten. Den
Widerspenstigen wurde durch Drohungen und Arrest dermaβen
zugesetzt, bis sie (knirschend und ingrimmig) das verhaβte
Joch auf sich nahmen.
Damit sind wir
bei Franz Hübner aus Maffersdorf. Er war ein armer, aber sehr
flei βiger
Mann. Im Haus Nr. 237 (637 nach 1901) scheint er mit seiner
immer gröβer werdenden Familie als Untermieter gewohnt
zu haben. Er arbeitete als Steinmetz und strebte und sehnte
sich nach einem eigenen Häuschen. Bald hatte er auch einen
Bauplatz erworben. Nach vollbrachtem schweren Tagwerk hatte er
sich nach und nach in den Feierabendstunden einen Haufen
Steine zurecht gehauen, auf diesem Grund zusammengetragen und
angefangen, das Häusel zu bauen. Man kann sich die Mühsal
gut vorstellen. Von dem Bauvorhaben erfuhr selbstverständlich
das Oberamt Böhmisch-Aicha. Als Franz Hübner im Jahre 1840
wegen Übernahme der 13 Robottage dorthin zitiert wurde, waren
auβer ihm noch viele "Neuhäusler" - wie man
die Bauherren nannte - aus Siebendörfel in gleicher
Angelegenheit dort. Hübner weigerte sich und bekam 7 Stunden
Arrest, wonach er mit der Robot belastet nach Hause gehen
konnte. Was mag in den 7 Stunden geschehen sein? - Franz
Hübner hatte seine Hütte kaum unter Dach gebracht, als er
sie seiner Schulden halber verkaufen muβte. Auch das nur
so ein nüchterner Satz, doch was ist zwischen den Wörtern an
Schweiβ, Tränen,
Enttäuschung, Verzweiflung und ohnmächtigem Zorn zu lesen.
Franz Pokorny
aus Nr. 22 (422) hatte das verfallene Haus Nr. 28 (428)
gekauft, um dasselbe niederzurei βen
und ein neues Haus aus Stein zu bauen. Im Juli 1838 hatte er
von Oberamtmann Manschinger den Bescheid bekommen, daβ er
die auf dieses neue Wohnhaus entfallenden landesfürstlichen
Steuern und obrigkeitlichen Abgaben zu bestreiten und die
Handrobot von 13 Tagen mit 2 Gulden 10 Kreuzern gleich den
anderen Häuslern des Gutes Siebendörfel zu entrichten haben
wird. Pokorny weigerte sich hartnäckig, eine gröβere
als die bisherige Last auf sein Haus zu übernehmen. Fünfmal
wurde er ins Amt zitiert, auch mit Einsperrung bedroht. Da er
sich nicht einschüchtern lieβ, stand man endlich
in diesem Falle von der Forderung ab und erteilte ihm die
Baubewilligung.
Man hatte wohl Nachahmer
gefürchtet und später deshalb zu noch grö βerer
Strenge gegriffen.
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