1.
WELTKRIEG
(1914 – 1918)
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1914
– Abmarsch in den 1. Weltkrieg.
(rechts hinten Haus Angst-Uhrmacher, später
Elektro-Erben) |
Hilfsbereitschaft
in Maffersdorf groß geschrieben
aus dem
Bericht des Kriegshilfeausschusses
Unter der
Überschrift "Zwei Jahre Kriegsfürsorge in
Maffersdorf" hei βt
es zu Beginn: "Zwei Jahre schon tobt der furchtbarste
Völkerkrieg, den die Weltgeschichte bisher gesehen hat, und
immer noch ist ein Ende nicht abzusehen. Zwei Jahre lang
brüllen auf allen Schlachtfeldern die Kanonen, fallen die
besten Männer, hingemäht oder verstümmelt von den
schrecklichsten Kampfmitteln der neuen Zeit, trauern Witwen
und Waisen und erdulden die Menschen Entbehrungen, Aufregungen
und wirtschaftliche Verluste, von denen früher niemand
geglaubt hätte, daβ ein Volk sie aushalten könne. ...
Neben dem wütenden Kampfe gegen die lebende Wehr, die Heimat
und Herd des Volkes schützt, führt der Feind einen
schmählichen Krieg gegen Frauen und Kinder. Was Waffengewalt
auf den Schlachtfeldern nicht vermag, das soll der Hunger
erzwingen. ... Noch liegt Schweres vor uns, der Krieg dauert
fort. Wenn die Menschheit jemals zu irgend einer Zeit lernen
muβte, mit unermüdlicher
Geduld zu warten, - jetzt lernt sie es gründlich. ..."
Während des
Krieges war in der Schulturnhalle ein Lazarett eingerichtet.
Die Verwundeten wurden von Dr. Emil Molitor betreut und von
freiwilligen, von ihm ausgebildeten Helferinnen gepflegt. Die
Pflegeleitung hatten Frau Linke und Frau Hanni Gärtner. Zu
den Krankenschwestern gehörten Frau Else Habel, Frau Mia
Porsche, Frau Bertl Hübner, Frau Else Lucke/Wöhl, Frau
Martha Wundrak, Frau Rosa Jantsch/Linke, Frau Else Günthel/Hauser,
Frau Preibisch, Frau Stejskal, Frau Pelzer. Die Namen habe ich
Fotounterschriften entnommen, sie sind sicher nicht
vollständig. Manche von ihnen wird Gatten, Sohn, Vater oder
Bruder an der Front gehabt haben.
Aus dem
Bericht des Kriegshilfeausschusses von 1916: "Das
errichtete Notspital mit 88 Betten - 5 für Offiziere und 83
für Soldaten - ist seit 23. September 1914 ununterbrochen im
Betriebe. Bisher wurden 504 Verwundete (darunter 130
Maffersdorfer) mit 22.135 Verpflegstagen gezählt. 124 Mann
mit 5.017 Verpflegstagen wurden auf Kosten von Herrn Willy
Ginzkey, 21 Offiziere mit 1.261 Verpflegstagen von Fräulein
Adeline Ginzkey erhalten. Im Spital wurden 2.908 Hei βluftbäder,
1.787 Medizinalbäder und 1.279 Lichtbestrahlungen
(Höhensonne) verabfolgt, auβerdem zur Sicherung des
Befundes 124 Röntgenaufnahmen
vorgenommen, deren Kosten Frau Adeline Ginzkey bestritt.
Weitere
namhafte Zuwendungen erhielten die kranken und genesenden
Soldaten durch die Tätigkeit, welche Fräulein Hermine
Ginzkey, als Vertreterin des Roten Kreuzes, über ihre
Rot-Kreuz-Hilfsstelle in unermüdlicher Ausdauer entfaltete.
So wurden u.a. 1757 Soldaten mit teils im Orte selbst
hergestellten, teils mit Spendengeldern angekauften
Wäschestücken beschenkt. 693 Soldaten erhielten warme
Westen. Nicht weniger als 9.912 Wäschestücke wurden in zwei
Jahren von hiesigen Frauen und Mädchen angefertigt. Fräulein
Ginzkey warb 268 Personen als Rot-Kreuz-Mitglieder. Sie
führte in unserem Ort eine 20 Heller-Steuer ein zur
Unterstützung von Kriegerwitwen und -waisen. 12
Maffersdorferinnen übernahmen die Aufgabe, diese Steuer
einzusammeln. 7 Kriegerwitwen konnten dadurch mit 10 Kronen
monatlich unterstützt werden."
Da β
die Hilfsbereitschaft in Maffersdorf sehr groβ war, geht
weiter aus dem Bericht des Kriegshilfeausschusses hervor, in
dem u.a. 2.100 Privatpersonen namentlich mit regelmäβigen
Wochenspenden aufgeführt sind. Dabei gingen in den ersten
zwei Kriegsjahren 80.400 Kronen ein. An nicht regelmäβigen
Einzelspenden, aus der Altpapiersammlung und durch Kranzablösen
kamen in diesem Zeitraum 17.100 Kronen zusammen. Diese Mittel
wurden für die Maffersdorfer Bevölkerung verwendet. So
wurden z. B. über ärztliche Verordnung Lebensmittel an
stillende Mütter, Kleinkinder und Kranke verteilt. Dabei
handelte es sich um Bohnen, Haferflocken, Heringe,
Hülsenfrüchte, Käse, Kartoffeln, Mehl, Reis, Schweinefett,
Teigwaren, Zucker und auch Kohlen.
Erwähnt wird
auch die soziale Fürsorge für die Daheimgebliebenen.
Anerkennend hervorgehoben wird die Fa. Ginzkey, die sich
schnell auf die Erzeugung von Militärstoffen umstellte und
dadurch Arbeitsplätze erhalten konnte. Mehr als 40.000 Kronen
Unterstützung zahlte sie zeitweilig arbeitslos gewordenen
Mitarbeitern. Ebenso vorbildlich betätigte sich die Brauerei.
Sie unterstützte die Angehörigen eingerückter Beamter und
Arbeiter mit 56.800 Kr und kaufte für 40.000 Kr Lebensmittel
und Kohlen, die sie zum Selbstkostenpreis an die Angestellten
und Arbeiter abgab. Au βerdem
überlieβ sie denselben ein gröβeres Feld zum Anbau
von Kartoffeln. Dazu kamen noch die Spenden an das
Nothospital, das Maffersdorfer Rote Kreuz und den Allgemeinen
Hilfsverein des Marktamtes.
Nicht
vergessen soll die Mitwirkung der Schulen sein. 2045 Woll- und
Wäschestücke wurden von den Mädchen gefertigt. Sie
schickten zu Weihnachten 1914 und 1915 mehrer Kisten
Liebesgaben und Lesestoff ins Feld. Gesammelt wurden von den
Kindern Wolle, Gummi, Altpapier, Metall, Brombeer- und
Erdbeerblätter und Brennesseln. Die Lehrerschaft Übernahm
die Brotkartenausgabe und die Führung der Listen für die
Zucker- und Kaffeekarten, was einen gro βen
Zeitaufwand erforderte. Auβerdem führten
sie 1% ihres Gehaltes als Spende an die Rot-Kreuz-Hilfsstelle
und für die Lehrerkriegswaisen ab.
Wer hätte
damals gedacht, da β
Soldaten, die diesen Krieg überlebt hatten, noch einmal in
einen viel schlimmern Krieg ziehen muβten, daβ der
Tod noch grausamere Ernte halten und den Kriegerwitwen ihre Söhne
nehmen würde und wieder Schulkinder Soldatensocken stricken
und Altmaterial und Teekräuter sammeln würden.
Rekruten
1913
und
1938
Unter Ihnen: Franz Jung, Helmut Wagner, Wilhelm Mallmann,
Josef Halbig,
Rudolf Masopust, Rudolf Peterschielek, Heinz Schütze, Ernst
Machek,
Josef Neuman u.a.
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