Helmut Ginzkey - Als die Isergebirgler nach Gmünd kamen

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HELMUT GINZKEY
( * 1922 )

Vor 50 Jahren kamen die Isergebirgler nach Gmünd.
Hansjürgen Meier - Rems-Zeitung v. 29.8.1996

 

Einer der ersten Isergebirgler, der nach Gmünd kam, war Helmut Ginzkey aus Maffersdorf, der heute noch in Bartholomä eine eigene Schmuckwarenfabrik leitet. Der Vater Helmut Ginzkeys war Deckenweber bei Ginzkey in Maffersdorf gewesen. Die Familie wohnte bis 1945 im Neudorf, im letzten Haus im Grunde. In einer 1987 von der Leutelt-Gesellschaft Schwäbisch-Gmünd herausgegebenen Schrift mit dem Titel "Die Ansiedlung von heimatvertriebenen Isergebirglern und ihrer Schmuckwarenindustrie im Raume von Schwäbisch-Gmünd und Aalen" berichtet er von den Anfängen wie folgt:

Als er im Juni 1945 in englischer Gefangenschaft war und dabei erfuhr, daβ nur Leute mit Wohnsitz in der englischen oder amerikanischen Besatzungszone entlassen wurden, schrieb er in sein Soldbuch die Adresse "Stuttgart-W, Rotebühlstraβe 100" hinein. Diese Anschrift eines Kunden hatte er als Lehrling bei der Firma Gebr. Mahla in Gablonz oft schreiben müssen.

In Stuttgart erfuhr Ginzkey dann, daβ die Firma aus der Rotebühlstraβe nach Rechberg ausgelagert worden war. In Rechberg fand Ginzkey zwar keine Arbeitsstelle, bekam aber den Tip, Gablonzer Facharbeiter über eine Zeitungsanzeige zu suchen, damit die alte Produktion wieder aufgenommen werden könne. Das Inserat erschien in einer Stuttgarter Zeitung, und nach einem halben Jahr gab es eine Reihe von Zuschriften.

Mittlerweile hatte Ginzkey auch den Industriellen Dr. Max Görner aus Gablonz kennengelernt, und gemeinsam schrieb man die Interessenten an. "So kam es, daβ am Josefstag 1946 in Schwäbisch-Gmünd im Gasthaus zum 'Lamm' die erste Zusammenkunft der angeschriebenen Gablonzer Fachleute stattfand. Es waren elf Personen aus dem Raum Württemberg gekommen."

Helmut Ginzkey weiter: "In dieser Zusammenkunft im Gasthof 'Lamm' wurde u.a. beschlossen, daβ wir uns bemühen wollen, Aussiedlertransporte aus Gablonz nach Schwäbisch-Gmünd zu leiten. Die Industrie- und Handelskammer Schwäbisch-Gmünd und der Silberwarenverband hatten ebenfalls Interesse daran, wenn sie schon Flüchtlinge aufnehmen müssen, daβ diese aus der artverwandten Industrie kommen. Sicherlich mit dem Hintergedanken, daβ ihnen dann genügend Fachkräfte zur Verfügung stehen."

Auf Kosten der Handelskammer wurden Helmut Ginzkey und Dr. Görner dann zu den zentralen Vertriebenenauffangsstellen (u.a. Bamberg, Bayreuth, Regensburg, Nürnberg) geschickt, um dort in den Flüchtlingslisten nachzusehen, ob Gablonzer Fachkräfte darunter waren. Diese wurden dann angeschrieben und eingeladen, nach Schwäbisch-Gmünd zu kommen. Einer der ersten von diesen war Max Pala, der in der Folge den ersten Betrieb der Gablonzer Schmuckindustrie in Gmünd aufbaute.

Nicht nur die Tschechen, die mit dem Einverständnis der Allierten damals die Vertreibung der Deutschen aus ihrer Heimat durchführten, achteten streng darauf, daβ die Bewohner gröβerer Städte und Landschaften möglichst vollständig zerstreut wurden, auch die amerikanische Militärregierung wollte keine geschlossene Ansiedlung der Vertriebenen in ihrer neuen Heimat. Die Amerikaner befürchteten "Aufruhrtendenzen", die Tschechen dagegen den Aufbau einer Konkurrenzindustrie.

Obwohl sich auch andere deutsche Städte um die Gablonzer bemühten, gelang es 1946 durch vielerlei Bemühungen insgesamt drei Transporte zu je 1200 Menschen nach Schwäbisch-Gmünd umzuleiten. Die Züge mit den rund 40 Güterwaggons, vollgestopft mit den Menschen des Isergebirges, kamen im Februar, im Mai und am Nikolaustag des Jahres 1946.

 

Ich füge noch an, daβ Helmut Ginzkey nicht nur die Entwicklung und der Fortbestand seines eigenen Betriebes am Herzen lag, sondern daβ er in wirtschaftlich schwieriger Zeit auch half, den ganzen Industriezweig in Schwäbisch-Gmünd vor Schaden zu bewahren. Bei seinem Einsatz ging er bis an die Grenze seiner physischen Kraft und Gesundheit. Alles Private kam erst an zweiter Stelle. 1976 wurde er mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik ausgezeichnet.

 

 

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