Die humane Vertreibung

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ALS DIE HUMANE VERTREIBUNG BEGANN
1946

Erster Vertriebenentransport trifft im Odenwaldkreis ein.
Wilhelm Gieg  -  Zeitungsartikel vom 7.2.1996

 

"Die ersten Vertriebenen sind gestern im Flüchtlingsauffanglager in Sandbach eingetroffen, nachdem sich bisher von dem groβen Wanderstrom nur einzelreisende Flüchtlinge in unserem Kreisgebiet niedergelassen haben. Die Vertriebenen waren für die Unterbringung im Kreis Bergstraβe bestimmt, sie finden aber jetzt eine Bleibe im Kreis Erbach. Es handelt sich um Sudetendeutsche aus dem Kreis Reichenberg; sie kommen also aus einem Land, dessen Bevölkerung als rechtschaffen und arbeitsam bekannt ist. Alle machen einen guten Eindruck und sind trotz ihrer auβergewöhnlichen Notlage zuversichtlich. Ihr Gesundheitszustand ist gut. Sie sind alle gut gekleidet und haben auch die notwendigsten Habseligkeiten bei sich. Sie bringen den Willen zur Arbeit mit und sind von dem Willen beseelt, sich in unsere Gemeinschaft einzufügen. Sie wie wir wissen, daβ sie keine Ausgebombten oder Evakuierten sind, die uns irgendwann wieder verlassen. Ihr neuer Wohnort im Kreis wird ihre Heimat werden."

So schrieb am 7. Februar 1946 Landrat Karl Neff an die rund 100 Bürgermeister des Kreises Erbach, denn tags zuvor, am Dreikönigstag, war im Lager Sandbach der erste Transport mit Heimatvertriebenen aus Reichenberg eingetroffen. Da nicht alle Unterlagen mehr auffindbar sind, ist die genaue Zahl der Personen des ersten aus Reichenberg eingetroffenen Transportes nicht genau bekannt. Aber in der Regel bestand einer aus 1200 Personen, die in etwa 35 Waggons untergebracht waren. Bekannt ist, daβ vom ersten Transport 564 Heimatvertriebene auf die Gemeinden im Kreis Erbach aufgeteilt wurden. Für die Lager Sandbach und Neustadt ist die Ankunft von 19 Transporten mit 22067 Personen registriert. Im Kreis Erbach fanden 8170 Kinder, Frauen und Männer eine neue Heimat. Die übrigen Personen wurden an andere Kreise verteilt. In Hessen kamen allein pro Jahr 40000 Vertriebene an.

 

 

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