Josef Weigelt - Künstler mit der Zeichenfeder

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JOSEF WEIGELT
( 1926 – 1978 )

Ein Künstler mit der Zeichenfeder
aus Briefen seiner Frau

 

Der Schneidermeister Josef Weigelt und seine Frau Anna geb. Nöhrig hatten sich 1925 in Maffersdorf das Haus Nr. 777 an der Neiβe, unterhalb der Lobelbirken, gebaut. In ihm kam ein Jahr später der Sohn Josi zur Welt und verlebte dort seine Kinderjahre und die Schulzeit. Er besuchte die Volks- und Bürgerschule in Maffersdorf und anschlieβend die Wirtschaftsschule in Reichenberg. Mit einem Lehrvertrag für das Handelsgewerbe in der Tasche hätte der Weg ins Berufsleben beginnen können, stattdessen kam die Einberufung zur Wehrmacht. Josi Weigelt gehörte zu jenen halben Kindern, die gegen Ende des Krieges in einen sinnlos gewordenen Krieg gerufen wurden und zu Tausenden gefallen sind. Er kam an der Westfront in Einsatz und in amerikanische Gefangenschaft.

Im Oktober 1945 waren seine Eltern aus Maffersdorf und ihrem schönen Häuschen vertrieben worden und hatten in Halle an der Saale eine Bleibe gefunden. Dorthin wurde der Sohn 1946 entlassen. Vorübergehend arbeitete er in Halle bei der Landesregierung im Hauptamt für Interzonen- und Auβenhandel als Sachbearbeiter. Manchem Maffersdorfer und Heimatvertriebenen hat er Rat und Hilfe geben können. Sein Ziel aber war das Lehrerstudium, welches er bald begann und 1950 abschloβ. An seinem 24. Geburtstag heiratete er ein Mädchen aus dem Erzgebirge, Helen Berger. Ihre Eltern hatten eine Strickwarenfabrik in der Heimat zurücklassen müssen. Da die Bedingungen, in der DDR wieder einen kleinen Betrieb aufzubauen, sehr schwierig waren und es an allem fehlte, ging das Ehepaar Berger 1950 nach Westberlin. Der Weigelt-Schneider fand Arbeit in einer Herrenbekleidungsfirma in Halle. Josef Weigelt jun. bekam eine Anstellung als Lehrer im Ostharz. 1951 wurde die Tochter Gudrun geboren. Damals konnte man schon langsam die Entwicklung in der DDR absehen und die Gewissenskonflikte erahnen, in die Lehrer und Erzieher kommen würden. Der Lehrer und Familienvater Josef Weigelt zog die Konsequenzen, 1955 verlieβ die junge Familie die DDR und landete nach mehreren Stationen in Osnabrück. Das bedeutete ein nochmaliges Studium, da im Westen ein Teil seiner Ausbildung nicht anerkannt wurde. Also nochmals zwei Semester an der Pädagogischen Hochschule in Osnabrück. Die junge Frau und Mutter hielt die Familie mit Büroarbeit über Wasser.

Nach dem Examen bekam Herr Weigelt eine Planstelle und eine Neubauwohnung in Bad Salzgitter, das nun die neue Heimat der Familie werden sollte. Als die Tochter 20 Jahre alt war, regte sich in Josef Weigelt die Lust zu weiterem Studium: Von 1971 - 73 studierte er neben seiner Schularbeit bei Prof. Straβner in Braunschweig bildende Kunst und bei Prof. Dr. Maas Geographie. Dadurch erlangte er die Lehrbefähigung für das Höhere Lehrfach. Von da an unterrichtete er an der Realschule und wechselte drei Jahre vor seinem Tod an das Gymnasium.

Seine Freizeit widmete er dem geliebten Hobby, der Federzeichnung. Als freischaffender Künstler arbeitete er u.a. für die Salzgitter- und Braunschweiger Zeitung, indem er diese mit heimatkundlichen Illustrationen versah. So war er rastlos tätig, und nur darin findet man eine Erklärung für seinen frühen, plötzlichen Tod, der ihn in den Osterferien 1978 in Mallorca von seiner Familie riβ.

Die Maffersdorfer werden ihn in Erinnerung behalten, weil er uns die schönen Zeichnungen von unserer Kirche und dem Nepomuk an der Neiβe geschenkt hat, die bei seinem Besuch 1969 in Maffersdorf entstanden sind.

 

 

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MAFFERSDORF - Marktgemeinde im Landkreis Reichenberg - SUDETENLAND