15.
Der erste Weltkrieg
Am
28. Juni 1914 wurden Franz Ferdinand und seine Gemahlin in
Sarajewo von Verschwörerhand erschossen. Das wurde der
Auslöser zum ersten Weltkrieg. Seinen Verlauf will ich hier
nicht schildern, aber doch drei Dinge erwähnen: 1. Es wurde
nicht der erträumte kurze, frisch-fröhliche Krieg. Die
sudetendeutschen Truppen, an allen Fronten eingesetzt,
erlitten ungeheuere Verluste. Aber sie glaubten, für die
Sache Deutschlands zu kämpfen, wenn sie sich für Österreich
und den Kaiser schlugen. Das tschechische Volk ging ohne
Begeisterung in den Krieg, verhielt sich abwartend und
fürchtete bei einem Sieg des Deutschen Reiches eine deutsche
Vorherrschaft in Österreich. Wieder brach damit die Tragik
des nationalen Zwiespalts in den Sudetengebieten auf. Die
Deutschen kämpften mit den Deutschen, die Tschechen aber in
gewisserweise gegen ihre slawischen Brüder. 2. Im November
1916 starb der greise Kaiser. Sein Nachfolger, der 29jährige
Karl, war nur ungenügend auf das Herrscheramt vorbereitet und
machte in seiner Unerfahrenheit innen- und auβenpolitische
Fehler. An den deutschen Siegeswagen gekettet, wurde
Österreich in die Niederlage mit hineingerissen. 3. Über das
Sudetenland brach in den Kriegsjahren eine unbeschreibliche
Hungersnot herein. Es gab damals weder Einrichtungen noch
Erfahrungen für eine staatlich gelenkte Verteilung von
Lebensmitteln. In dieser Situation wirkte sich abermals der
österreichisch-ungarische Dualismus katastrophal aus. Das
reiche Ungarn hielt seine Vorräte zurück oder verkaufte sie
nur gegen politische Zugeständnisse. In Böhmen wirkten
tschechischer Nationalismus und Sabotage am Staat mit der
Profitgier der reichen tschechischen Bauern zusammen, die
einen schwungvollen Schleichhandel betrieben. Die Regierung
war zu schwach, um zu helfen. Man kann die Katastrophe von
1918 kaum verstehen, wenn man sich nicht klar macht, daβ
sie über ein ausgeblutetes Land hereinbrach.
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