19.
Die Vertreibung der Sudetendeutschen und Karpatendeutschen
Hitler ri β
die Sudetendeutschen mit in den schrecklichen Weltbrand, der
1945 mit der Niederlage Deutschlands endete. Das Schicksal der
Sudetendeutschen 1945/46 war aber keine unmittelbare Folge der
Kapitulation, es war durch Eduard Benes schon lange vorher
vorbereitet worden. Schon 1942/43 stimmten die britische
Regierung und die UDSSR seinen "Transfer-Plänen"
zu. Am 16. Juli 1944 schrieb er an die tschechoslowakische
Untergrundbewegung: "Es ist notwendig, daβ wir in
den ersten Tagen nach der Befreiung vieles selbst erledigen,
daβ möglichst viele schuldige Nazisten vor uns fliehen,
aus Angst vor einer Bürgerrevolte gegen sie in den ersten
Tagen der Revolution, und daβ möglichst viele
derjenigen, die als Nazisten sich wehren und Widerstand
leisten, in der Revolution erschlagen werden. Denken Sie immer
daran, darauf muβ die ganze Nation vorbereitet
sein."
Im Februar
1945 entschieden sich in Jalta Roosevelt, Churchill und Stalin
für eine Vertreibung der Deutschen aus Mittel-, Ost- und
Südosteuropa.
Am 29. Mai
1945 erklärte der tschechoslowakische Informationsminister
Kopecky in Prag: "Wir wollen unseren gro βen
Sieg über
die Deutschen zu einer gewaltigen nationalen Offensive
ausnutzen, um das Grenzgebiet unseres Landes von den Deutschen
zu säubern. General Swoboda schickt seine Truppen und
bewährte Partisaneneinheiten, um diese Gebiete von den
Deutschen zu säubern."
Am 17. Juli
1945 fand auf Schlo β
Cäcilienhof bei Berlin die Potsdamer Konferenz statt.
Churchill, Truman und Stalin legten die Maβnahmen der
Siegermächte
gegenüber Deutschland fest und beteiligten sich damit am
Verbrechen der Vertreibung.
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Edvard
Benes bei US-Präsident
Franklin D. Roosevelt
im Jahre 1943 |
Edvard
Benes bei Stalin
am 12. Dezember 1943 |
Churchill,
Truman und Stalin (v.l.)
während einer Verhandlungspause.
(17. Juli 1945) |
Mehr als 3
Millionen Sudetendeutsche wurden ohne Rücksicht auf Herkunft
und politische Einstellung aus ihrer jahrhundertealten
angestammten Heimat vertrieben. Ihr privates und öffentliches
Vermögen in einem Gesamtumfang von 265 Milliarde DM (Stand
1981) wurde entschädigungslos enteignet. In den meisten
Fällen wurden sie über Nacht und mit 30 kg Gepäck von Haus
und Hof verjagt. Dabei kam es zu über 240000 sudetendeutschen
Vertreibungsopfern. Viele von ihnen wurden in offenen
Massakern ermordet, haben aus Verzweiflung Selbstmord
begangen, starben an Erschöpfung bei den Todesmärschen und
in Lagern. Auf dem berüchtigten Todesmarsch von 20000
Brünner Deutschen nach Niederösterreich zum Beispiel wurden
mehrere tausend Personen erschlagen oder starben vor
Erschöpfung. In Aussig wurden am 30. Juli 1945 Hunderte
deutscher Arbeiter, Frauen und Kinder von der Elbbrücke in
den Strom gesto βen
und im Wasser erschossen.
Rund 200000
Menschen, darunter auch Tschechen und Slowaken, wurden auf
Grund des sog. Volksgerichtsdekretes ("Retribution")
ab Mai interniert. Über 60000 wurden nachträglich zu
Kriegsverbrechern erklärt, rund 1000 von ihnen wurden
gehängt. Die Verurteilten wurden teilweise bis zu 23 Jahren
(1968) zur Zwangsarbeit herangezogen. Unter anderem wurden sie
in die Urangruben des Erzgebirges geschickt.
Die Vertreibung
allein wäre schon eine millionenfache Verletzung der
menschlichen Grund- und Freiheitsrechte gewesen.
Die
Tschechoslowakei hat sich die Säuberung ihres Staates von den
Deutschen mit dem Verkauf ihrer Bevölkerung an Stalin
erkauft, denn nachdem die Sudetendeutschen ihre Heimat
verloren hatten, verloren Tschechen und Slowaken ihre
Freiheit.
Die in der
Heimat verbliebenen oder zurückgehaltenen Deutschen waren
zumeist unentbehrliche Facharbeiter, Deutsche mit einem
tschechischen Ehepartner oder Antifaschisten. Nach amtlichen
tschechischen Angaben waren es 1950 noch rund 165000. Zwar
wurde ihnen 1953 zwangsweise die Staatsbürgerschaft der CSR
zuerkannt, sie waren aber weiterhin nicht als Minderheit
anerkannt. Ziel der tschechoslowakischen Politik war die
Assimilierung. Die Auswirkungen der tschechischen Politik mu β
man abwarten.
20.
In der Zerstreuung
Sofort nach
der Vertreibung wurden Hilfsstellen errichtet, um den
Vertriebenen die Wiederfindung von Angehörigen zu
ermöglichen und zu erleichtern, und mit Rat und Tat, soweit
es in dieser schwierigen Zeit möglich war, zu helfen. Schon
1948 bildeten sich Arbeitsgemeinschaften und Ausschüsse der
Sudetendeutschen in den westlichen Besatzungszonen, besonders
in Bayern. Am 16.1.1949 wurde die Sudetendeutsche
Landsmannschaft gegründet, und im Juli kam es in Memmingen
zur ersten sudetendeutschen Gro βveranstaltung
mit 30000 Teilnehmern. Seitdem haben die Sprecher der
Sudetendeutschen und die Gliederungen der Sudetendeutschen
Landsmannschaft (besonders die ehrenamtlichen Ortsbetreuer)
durch ein halbes Jahrhundert für die betroffenen Menschen,
für Frieden und Versöhnung uneigennützig gearbeitet.
Schon 1949/50
streckten sie die Hand zur Versöhnung aus.
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